Fear Factory - Aggression Continuum

Review

Soundcheck Juni 2021# 3 Galerie mit 15 Bildern: Fear Factory - DisrupTour 2023 in Köln

Ungeachtet aller Gemeinheiten, die zwischen Burton C. Bell und Dino Cazares im Vorfeld zur Veröffentlichung des neuen FEAR FACTORY-Albums „Aggression Continuum“ ausgetauscht wurden und weiterer Strapazen, wie Namensstreitigkeiten, Bankrotterklärungen und Finanzierungsproblemen in der Zwischenzeit, denen per Crowdfunding ausgeholfen wurde, lautet doch die eigentlich interessante Frage: Kann es an solche Glanztaten wie „Mechanize“ oder das Genre-prägende Werk „Demanufacture“ heranreichen? Um es kurz zu machen vorweg: Es kann! Mit Abstrichen.

FEAR FACTORY: Das Wunderduo Cazares und Bell

Das große Glück von Cazares und seinen Mitstreitern war es, die Gesangsspuren von Bell vor dem Ausfall gebannt zu haben und der bietet auch auf „Aggression Continuum“ wieder eine gewohnt gute Leistung: Seien es die markerschütternden Growls oder die wunderbar poppig-eingängigen Refrains, der Mann kann in jeder Lage einfach eine tolle Stimme vorweisen.

Auch musikalisch geht es ein wenig zurück zum Mix aus Heavy und eingängigen, harmonischen Parts im Wechsel, unterbrochen von allerhand technisch anmutenden Elektronika und Samples, die aber nur als Farbtupfer im Industrial Metal dienen. So weit, so bekannt von den Vorgängern. Die Formel wird letzten Endes nämlich über Albumlauflänge nicht großartig verändert.

„Aggression Continuum“ hätte noch ein wenig mehr Aggression vertragen können

Das ist eigentlich auch seit jeher das Markenzeichen von FEAR FACTORY, aber für ein Album, welches schon „Aggression“ im Titel hat, dürfte ruhig ein wenig mehr von jener mit dabei sein, denn die manchmal geradezu klebrig-süßen Refrains, oft von Synthies unterstützt, gehen dann doch oft gefährlich nahe in Kitschnähe.

Ein Song, der am ehesten in diese gewünschte Richtung geht und richtig schön „filthy T H I C C und heavy“ ist, wäre „Collapse“. Das klingt, als wenn MESHUGGAH mit PANTERA und Djent-Bands im Backstage zu FEAR FACTORY-Musik rumgemacht hätten. Sehr geschmackvoll und wird sicher in der heimischen Stereoanlage ein Betonhammer sein als auch live sehr wahrscheinlich den ein oder anderen Kiefer brechen.

FEAR FACTORY sind solide zurück

Aber auch der Rest auf „Aggression Continuum“ macht wirklich Spaß. Die klinische Kälte und Präzision als Hauptbonbon in den perfekt miteinander synchronisierten, hämmernden Riffs und diesen unmenschlich wirkenden Drumattacken (Mike Heller macht den Maschinen hier Konkurrenz!) beherrschen die Amerikaner immer noch ganz vorzüglich und schöpfen daraus hauptsächlich ihre unbändige Energie. Ob der Song dann auf „Disruptor“, „Manufactured Hope“ oder „Fuel Injected Suicide Machine“ hört, ist eigentlich zweitrangig.

Für FEAR FACTORY-Fans der Phase zu „Demanufacture“ und „Obsolete“-Zeiten dürfte „Aggression Continuum“ eigentlich alle Checkboxen auf der Liste abhaken, aber neue Qualitätsstandards oder wilde Schlenker im Songwriting setzt die Band für sich selber hier auch nicht. Somit haben wir es mit einem guten, soliden „Comeback“ zu tun, das niemanden wirklich enttäuschen sollte, aber auch nicht sonderlich überrascht oder sich weiter entwickelt hat.

Aber wo geht es nach „Aggression Continuum“ hin?

Interessant wird eher die Frage, wohin in Zukunft die Reise mit neuem Sänger oder Sängerin gehen wird? Es wird aber auch spekuliert, dass FEAR FACTORY womöglich  nach „Aggression Continuum“ Geschichte sind und unter anderem Namen neu starten. In der Zwischenzeit haben wir „Aggression Continuum“ zum Genießen und als Erinnerung an vergangene, glorreiche Zeiten. Quo vadis, FEAR FACTORY?

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11.06.2021

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5 Kommentare zu Fear Factory - Aggression Continuum

  1. pentatonik sagt:

    Nicht schlecht aber auch nicht überragend, bei 7/10 gehe ich mit, sogar mit Tendenz zu 6/10, die Harmonien sind mir zu durchschaubar und das gewisse etwas fehlt.
    Digimortal ist für mich das beste Album, da kommen die nicht mehr ran.

    7/10
  2. nili68 sagt:

    Ich sag‘ nicht, das alles andere direkt schlecht ist, aber bis auf die „Demanufacture“ ist doch alles nur ein müder Abklatsch von eben diesem Referenzwerk. Keiner Ahnung, ob der Stil an sich zu limitiert ist, das Quantum an geilen Harmonien/Riffs aufgebraucht ist oder woran es sonst liegt.

  3. Urugschwanz sagt:

    Ich gebe jetzt keine Wertung ab, weil ich erst einmal reinhören muss. Aber der Satz, dass B. Bell ein absolut guter Sänger ist, ist der beste Scherz seit langem. Schon mal ein Livekonzert gesehen? Der kann keinen einzigen Ton treffen und seine DM Stimme ist mehr als dünn. Klar, auf den Alben klingt er genial. Dank des Produzenten und Autotune. XD Ich bin trotzdem Fan von ihnen, aber Live verzichte ich dankend^^. Ich bin gespannt auf das Album.

  4. doktor von pain sagt:

    Irgendwann habe ich mal gehört, Burton C.Bell würde bei einem von zehn Konzerten auch mal gut singen. Ich habe Fear Factory erst einmal live gesehen, da war es einer der neun übrigen Fälle. Meine Fresse, hat der Typ sich was zurechtkrakeelt. Das war echt nicht mehr feierlich.

  5. Urugschwanz sagt:

    Vermutlich ist bei einem von zehn Konzerten auch Autotune im Spiel XD