Fates Warning - Parallels (Re-Issue)

Review

Das sechste Album von FATES WARNING gilt völlig zu Recht als Klassiker des Progressive-Metal. Das 1991 erschienene “Parallels“ zeigt die Band auf einem kreativen Zenit. Die spürbare Wandlung vom epischen Heavy-Metal der ersten drei Alben über anspruchsvolle Kompositionen mit noch immer präsenten Heavy-Metal-Roots (“No Exit“) hin zu reiner progressiver Musik (“Perfect Symmetry“), wurde mit “Parallels“ abgeschlossen und etablierte FATES WARNING spätestens jetzt im Lager des Progressive-Rock. Im Rahmen der Re-Issue-Reihe von Metal Blade Records kommt diese wunderbare Scheibe also zu neuen Ehren.

Das von Terry Brown (u.a. RUSH) produzierte und mit einem ebenso warmen wie differenzierten Sound versehene Juwel pendelt gekonnt zwischen musikalischem Anspruch, der sich in vielen vertrackten Rhythmen und Taktwechseln äußert und melodischen Hooklines. Die Eingängigkeit ist ein wichtiger Gegenpol zur Musikalität innerhalb der Songs, was Nummern wie “Point Of View“ oder “Life In Still Water“ sowohl für Technik-Fans als auch für Liebhaber von schönen, eingängigen und fernab von Kirmesmusik beheimateten Melodien interessant macht. Hinzu kommen noch Göttergaben wie “The Eleventh Hour“ oder “Eye To Eye“. Erstgenannter Song bringt die Quintessenz von “Parallels“ in etwas über acht Minuten wohl am besten auf den Punkt. Hier werden alle Facetten im Sound, die man von FATES WARNING kennt und erwartet, aufgefahren. Das Stück ist sowohl komplex als auch eingängig; gleichermaßen emotional wie technisch und berührt so den Hörer. So muss Progressive-Metal klingen. “Eye To Eye“ hingegen wäre ein potentieller Singlehit gewesen, wenn sich die Hörgewohnheiten der Fans zu dieser Zeit nicht drastisch geändert hätten und Airplay für diese Art Musik quasi gegen Null tendierte. So bleibt zu “Parallels“ zu sagen, dass FATES WARNING hier ein Album veröffentlich haben, welches kommerziell nicht sonderlich erfolgreich war, sich aber auch noch heute mit allen Genreveröffentlichungen messen kann.

Da bei den Re-Issues aus dem Hause Metal Blade immer tonnenweise Bonusmaterial beigegeben wird, ist auch “Parallels“ bis zum Rand voll mit zusätzlichem Material. Die zweite CD dieses Packages enthält neben acht Live-Tracks in guter Soundqualität aus dem Jahr 1992 noch sechs der acht Songs von “Parallels“ als Pre-Production Demos. Diese Versionen sind den finalen Albumversionen sehr ähnlich, jedoch kann man hier gut hören wie sich die Stücke im Studio noch entwickelt haben. Der Sound ist trocken, aber bei den meisten Nummern ansprechend. Für Fans sind diese Bonussongs sicherlich interessant. Der dritte Silberling enthält die obligatorische DVD. Neben einem 75-minütigen Konzertmitschnitt, dessen Sound Bootlegniveau hat. Negativer Punkt des Gigs ist die Kameraführung, die sich von heutigen Youtube-Handy-Mitschnitten nicht wirklich unterscheidet. Sei’s drum. Für Leute, die die Band noch nie, oder zu dieser Zeit, noch nie live gesehen haben, ist das Konzert trotzdem sehenswert. Weiterhin sind auf der DVD noch Interviews mit den Bandmitgliedern, Videoclips und ein “Making-Of“ von “Parallels“ zu sehen. Das “Making-Of“ ist sehenswert, da hier nicht nur die Musiker, sondern alle Leute, die mit der Produktion zu tun hatten, zu Wort kommen und retrospektiv Stellung zu den einzelnen Songs des Albums beziehen. Untermalt werden die Kommentare der beteiligten Personen durch Livesequenzen, die soundtechnisch besser sind als das Konzert. Warum auch immer. Das “Making-Of“ dürfte sowohl für alte Fans, als auch für Neueinsteiger interessant sein, da sich hier ganz offensichtlich Mühe gegeben wurde.

Alles in allem ist “Parallels“ also ein rundum gelungenes Package, das nicht nur eine grandiose Scheibe erneut in den Fokus rückt, sondern auch mit einer Vielzahl an interessanten Bonusmaterialien aufwartet. Wie bei eigentlich allen Wiederveröffentlichungen aus dem Hause Metal Blade Records kann man hier nur sagen: Daumen hoch!

09.03.2010

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