Fates Warning - No Exit (Re-Release)

Review

Nicht zu Unrecht dürfen FATES WARNING als eine der wichtigsten Bands der frühen Progressive-Metal-Szene gelten. Und obwohl die Genre-Kollegen von DREAM THEATER sie in Hinblick auf den kommerziellen Erfolg längst überholen konnten, genießen die Mannen um Gitarrist Jim Matheos nach wie vor einen exzellenten Ruf in der Szene.
Im Rahmen ihrer „Anniversary Edition“ zum 25-jährigen Label-Geburtstag veröffentlichen Metal Blade nun eine Neuauflage des 1988er „No Exit“-Albums. Auf diesem ist erstmals die Stimme von Ray Alder zu hören, der Sänger John Arch ersetzte und somit eine neue Ära der Bandgeschichte einleitete.

Nach dem kurzen, titelgebenden Intro beginnt das Album mit den beiden Krachern „Anarchy Divine“ und „Silent Cries“, die irgendwo zwischen dem großformatigen Stadionrock der 80er und dem kopflastigen Prog späterer Jahre angesiedelt sind. Von den genialen Gitarren-Leads bis zum ausrucksstarken Gesang passt hier einfach alles. Und auch mit dem balladesken „In A Word“ geht es etwas ruhiger, aber nicht weniger mitreißend weiter.
Einen kleinen Durchhänger auf dem ansonsten über jeden Zweifel erhabenen Album stellt „Shades Of Heavenly Death“ dar. Danach geht es jedoch noch einmal mit dem 22-minütigen Mammut-Track „The Ivory Gate Of Dreams“ richtig zur Sache. Hier zelebrieren FATES WARNING progressiven Metal nach allen Regeln der Kunst, episch, vielschichtig, emotional und verspielt.

Einziger Schwachpunkt dieses Albums ist die Produktion, die in den Achtzigern vielleicht zeitgemäß gewesen sein mag, an heutigen Standards gemessen jedoch etwas an Durchschlagskraft vermissen lässt. Zwar sind die einzelnen Instrumente gut differenziert voneinander unterscheidbar, für sich genommen hätten Drums und Gitarren jedoch wesentlich fetter ausfallen dürfen. Mögen andere Leute noch so sehr auf altmodische LoTech-Produktionen stehen, ich selbst kann mich dafür nach wie vor nicht erwärmen.

Das „No Exit“-Re-Release wurde um drei Bonustracks – eine Demoversion des zentralen „Ivory Gate…“-Stückes „Quietus“ und zwei Outtakes, die es nicht in die finale Version des Longtracks geschafft haben – aufgestockt, die jedoch nur für Die-Hard-Fans interessant sein dürften. Spannender ist da in jedem Fall die beigelegte Bonus-DVD, die mit einem ausführlichen Report von der 1988er „No Exit“-Welttournee, den Videos zu „Silent Cries“ und „Anarchy Divine“, sowie einem zusätzlichen Live-Video des Songs „Valley Of The Dolls“ von einer Show in Philadelphia 1998 über eine gute Stunde hinweg beste Unterhaltung bietet.
Dass die Qualität des Video-Materials gehobenes Bootleg-Niveau nicht überschreitet, dürfte die YouTube-Generation ohnehin nicht weiter stören. Und letztlich zählen dabei ohnehin nur die Atmosphäre, die perfekt eingefangen und wiedergegeben wird. Die Tourdoku kommt mit den ständig wiederkehrenden Bus-Pannen, zahlreichen live-Schnipseln und einigem Backstage-Blödsinn so kurzweilig daher, wie man es sich von einem derartigen Filmchen nur wünschen kann. Alles in allem also ein schönes Paket, das Metal Blade hier geschnürt und zum Freundschaftspreis in die Läden gebracht haben.

21.11.2007

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