Fates Warning - Inside Out

Review

Nach den überragenden und zu Recht im Progressive-Metal-Genre als Klassiker geltenden Alben “Perfect Symmetry” und “Parallels” ging “Inside Out”, das dritte Album mit Sänger Ray Alder, etwas unter. Das lag weniger an der Qualität der Scheibe, als vielmehr an der musikalischen Ausrichtung. “Inside Out” wird nun mit einem dicken Re-Release die Ehre zu Teil, die das Album verdient. Dass es sich hierbei abermals um ein sehr wertiges Package handelt, dürfte klar sein. Immerhin haben Metal Blade Records schon in der Vergangenheit ein Händchen für gelungene und perfekt aufgewertete Re-Releases gehabt.

Die Amis haben für “Inside Out” seinerzeit nicht nur Lob, sondern auch viel Kritik einstecken müssen. Vielen Kritikern und Fans war die Scheibe zu kommerziell ausgerichtet und es fehlten die ganz komplexen Songstrukturen. Das ist im Prinzip auch richtig, nur wird es dem Songmaterial auf dem siebten Album von FATES WARNING nicht gerecht. Wenn man kommerziell mit ‘zugänglicher’ und ‘melodischer’ gleich setzt, ist die Kritik an “Inside Out” durchaus nachzuvollziehen. Songs wie “Shelter Me”, “Pale Fire” oder “Outside Looking In” sind sehr melodisch gehalten und fallen eher durch eingängige Refrains auf. Dabei sind die Nummern aber alle andere als seichtes, leicht verdauliches Material. Hier liegt der Teufel im Detail und FATES WARNING halten die Songs trotz der melodischeren Ausrichtung schön anspruchsvoll mit vielen Takt- und Rhythmuswechseln. Auf der anderen Seite stehen Tracks wie das göttliche “Monument” oder “Face The Fear”, die dem progressiven Anspruch von Band und Fans mehr als gerecht werden.
Dass die Band auf “Inside Out” abermals eine perfekte Performance bietet, kann auch niemand bestreiten. Ganz im Gegenteil. Ich behaupte sogar, dass ohne dieses Album und der Öffnung in Richtung ‘Kommerz’ (was eine völlig überzogene Titulierung ist, wenn man sich einmal die Verkaufszahlen der Band von damals anguckt) ein folgender Meilenstein wie “A Pleasent Shade Of Grey” nicht möglich gewesen wäre. Unter dem Strich bleibt ein “Inside Out” ein etwas in Vergessenheit geratenes Album, das sich Qualitativ nicht hinter seinen beiden Vorgängern verstecken braucht.

Richtig lecker sind für Fans aber die beiden Bonus Disks, die dem Digipak beiliegen. Die CD enthält neben fünf 1995 in Düsseldorf aufgenommenen Songs auch noch sieben Demo- bzw. Rough Mix-Versionen der sich auf “Inside Out” befindenden Stücke (hierzu siehe auch ‘Trackliste’). Die Liveversionen kommen logischerweise etwas roher daher, was die Songs ein wenig anders wirken lässt. Aber – und das gelingt nur wenigen Bands – dieses Mehr an Rohheit und Härte geht nicht zu Lasten der Atmosphäre in den Songs. Sehr gelungene Aufnahmen. Auch die Demoversionen wissen zu gefallen, sind aber gegenüber den Albumversionen nicht großartig anders. Allerdings ist der Entstehungsprozess der Songs anhand der Demos gut nachvollziehbar, weshalb sich die Stücke auch für Fans lohnen, die Demosongs üblicherweise uninteressant finden.
Die DVD enthält ihrerseits auch einige nette Features und ist Randvoll mit Material gepackt. Neben diversen Liveversionen von “Inside Out”-Stücken, stechen aber vor allem das relativ interessante Interview für MTV Europe, die Liveversion von “Guardian” mit Mike Portnoy (Ex-DREAM THEATER) und das Duett von Ray Alder zusammen mit John Arch (ebenfalls “Guardian”) heraus.

Für Fans von FATES WARNING ist die Neuauflage von “Inside Out” definitiv ein Muss. Man bekommt sehr viel Material für sein Geld geboten und auch, wenn die meisten Videos nicht über Bootleg-Niveau heraus kommen, sind die Sachen absolut sehenswert. Schön, dass auch “Inside Out” wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird. Verdient haben es Band und Platte auf alle Fälle.

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14.07.2012

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