Die Norweger FATAL FUSION kehren mit ihrem dritten Album „Total Absence“ zurück, drei Jahre nach dem Vorgänger „The Ancient Tale„. Die Band präsentiert sich nach wie vor inspiriert durch den klassischen Prog. Allerdings sind die Songs von „Total Absence“ wesentlich geradliniger ausgefallen, als man das von den Klassikern kennt. Und das trägt nicht gerade zur Langlebigkeit von „Total Absence“ bei.
FATAL FUSION lassen den Prog etwas vermissen
Das Album beginnt – sowohl wörtlich als auch qualitativ – schleppend mit „The Gates Of Ishtar“. Das als Intro fungierende Instrumental hinterlässt keinen besonders positiven Ersteindruck. Die Rhythmik wirkt sehr lahm, die orientalischen Melodien klingen klischeehaft und insgesamt fällt es schwer, den Song im Album einzuordnen. Es ist ein nichtssagendes Intro um des Intros Willen. Im folgenden „Shadow Of The King“ relativiert sich dieser Eindruck nicht gerade. Sänger Knut Erik Grøntvedt klingt wie ein furchtbar verschnupfter Peter Gabriel. Dazu trottet der Song selbst auch eher behäbig durch seine knapp acht Minuten, ohne tatsächlich progressive Würze verpasst zu bekommen. Gleiches gilt für „Forgotten One“, das aufgrund seines 6/8-Taktes aber wenigstens ein klein wenig flotter wirkt.
Es dauert bis zum erfrischend flotten Instrumental „Astral Flight“, bis FATAL FUSION endlich mal aus sich heraus gehen. Speziell der Übergang vom leicht jazzigen Solo-Part zurück zum Hauptthema des Songs ist erste Sahne. Doch das folgende „The Emperor’s Letter“ hat erneut eine desillusionierende Wirkung. Ein Mellotron soll den Hörer reflexartig an KING CRIMSON denken lassen, immerhin werden sie unter anderem auf der Facebook-Seite als Einfluss der Band zitiert. Der Rest der Musik ist aber kaum komplexer wie ein zu lang geratener Pop-Song und zieht einen wieder durch seine – Verzeihung! – Lahmarschigkeit und unnötige Länge herunter. Weiterhin wenig zuträglich ist der wiederum viel zu unaufgeregte Gesang von Sänger Grøntvedt, der jeden Anflug von Epik sofort in Grund und Boden nölt.
Rettung in der zweiten Hälfte
Mit den letzten beiden Tracks, die fast die Hälfte der Gesamtspielzeit einnehmen, schaffen es FATAL FUSION aber wenigstens, die Wogen etwas zu glätten. „Endless Ocean Blue“ zeigt Grøntvedt von seiner emotionaleren Seite – und es klingt tatsächlich gut. Die Musik ist immer noch etwas zu langsam und ereignisarm, speziell für einen Zwölfminüter wie diesen, kann aber vor allem im Endteil mit PINK FLOYD-artigen Gitarren und dezenter Dramatik überzeugen. Eine Dramatik, die im abschließenden Titeltrack schließlich geradezu cineastische Züge annimmt, als hätte man die Band endlich aus dem emotionalen Kälteschlaf befreit. Und wie schon bei „Astral Flight“ drückt die Band hier sogar mal wieder auf die Tube. 16 Minuten ist trotzdem etwas zu lang für den Song.
Insgesamt enttäuschen FATAL FUSION also mit ihrem neuen Album. Es ist solide gespielt und die altbackene Produktion hat ihren Charme, aber dafür fehlt es an griffigen Songs, welche die Aufmerksamkeit von Hörern jenseits des Wohlwollens halten können. Mit den erwähnten Lichtblicken retten sich die Norweger immerhin vor dem Verriss. Und mir bleibt, zu hoffen, dass die Band mit ihren kommenden Leistungen ihren Sound etwas entschlackt und in eine interessantere Richtung lenkt.
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