Farsot - Insects

Review

Mit „IIII“ sorgten FARSOT 2007 für eine faustdicke Überraschung, obgleich sie bereits davor mit „042103 Freitod“ eine mächtige Demo fabriziert hatten. Nun sind vier Jahre vergangen, in denen die Band zwei Touren und einige Einzeldates spielte und jetzt beim zweiten Album „Insects“ angelangt ist. Zwischen den Alben liegt also einiges an Zeit, Zeit in der die Musiker älter wurden und Erfahrungen gesammelt haben, und all das ist entscheidend für dieses Album.

Denn leicht haben es sich die Thüringer noch nie gemacht, auch nicht für den Hörer. War „IIII“ noch sehr in sich gekehrt, aber voll glühender Leidenschaft und spontan ausgelebten Emotionen, präsentiert sich „Insects“ ausgereifter. Es braucht eine ganze Weile, bis man die Erwartungen zurückgeschraubt hat, denn ein zweites „Thematik: Trauer“ findet sich hier ebenso wenig wie große Überraschungen. FARSOT sind kopfplastiger geworden, gehen einen Schritt auf den Hörer zu, nur um ihm einen schweren Klumpen in den Rachen zu stopfen, den es erstmal zu verdauen gilt. Aber was hat sich genau verändert? Abwechslungsreich war das Quintett schon immer, anspruchsvoll sowieso, und doch gibt es eine Menge Neuerungen. Zum einen sind die Lyrics nicht mehr auf Deutsch sondern auf Englisch, zum anderen hat der Bass viel, sehr viel Raum bekommen. Desweiteren gilt es deutlich mehr versteckte Details aufzuspüren und lieben zu lernen. So gibt es Soli, eine Fülle verschiedener Melodien, mal beklemmend, mal nachdenklich, und auch bei den Vocals reicht die Palette von Schreien über Gemurmel bis hin zu Clean-Vocals. Ein enormer Schritt also. Es ist nicht mehr viel übrig von den gewaltigen Ausbrüchen der Vergangenheit, in denen sich FARSOT auch mal bissig und böse zeigten. „Insects“ sprüht vor Liebe zu den eigenen Details, beeindruckt durch die spielerischen Fähigkeiten und weiß den Hörer teils völlig zu vereinnahmen. Da wäre z.B. „Empyrean“, das vor allem durch Abwechslung glänzt, ohne überladen zu wirken: Cleane Gitarren schaffen fließend den Übergang zu gewaltigen Gitarrenwänden, die Leads sind verspielt und wirken dennoch nicht deplatziert, und auch der Gesang sowie das Schlagzeugspiel agieren variabel, ohne für sich allein zu stehen.

Dennoch geht es FARSOT ähnlich wie SECRETS OF THE MOON mit „Privilegivm“, und dabei erstreckt sich der Vergleich zeitweise sogar hin auf den musikalischen Teil. Denn „Insects“ wirkt ähnlich ausgereift, gestützt von einer druckvollen, aber glatten Produktion und bietet zu wenig Spontanität, zu wenig Leidenschaft, um wirklich den Schritt zur Begeisterung zu vervollkommnen. Natürlich ist das zweite Full-Length der Thüringer beeindruckend, kompositorisch und spielerisch, doch kann es mich nicht mit Entschlossenheit packen und reiht sich damit leider hinter der Demo und dem Debüt ein.

22.11.2011

Chefredakteur

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