Farflung - This Capsule

Review

Der Weltraum ist ein faszinierendes Phänomen, nicht nur deshalb, weil er philosophische Fragen nach unserer eigenen Existenz und deren Bedeutung im Kosmos inspiriert, sondern auch, weil er Bands wie FARFLUNG die Grundlage für ihren Space Rock liefert. Die Kalifornier lieferten 2016 mit dem schlicht „5“ betitelten Album ein käsiges Manifest dessen ab, was der Space Rock in seiner eingängigeren Form zu bieten hat, und legten darauf hin mit der EP „Unwound Celluloid Frown“ eine Schippe „More Of The Same“ obendrauf.

Markante Merkmale: Jede Menge Space-Gezirpe, dazu ein an die Anfänge der QUEENS OF THE STONE AGE gemahnendes Robot-Rock-Gewand und der seltsame Gesang, der etwas von einem gequälten Pepper Keenan (u. a. CORROSION OF CONFORMITY) hat. Wahrhaftig, der Sound der Kalifornier mutete wie eine Fahrt im staubigen Caddilac durch die Space-Wüste an. Mojave im Weltraum sozusagen.

FARFLUNG verlassen die Stoner-Umlaufbahn

Doch nun scheint es, dass der QUOTSA-Rock zu langweilig geworden ist für die Band, denn das neue Album „This Capsule“ bricht mit der Wüsten-Ästhetik seines Full-Length-Vorgängers. Stattdessen zaubern FARFLUNG hier einen bizarren, psychedelischen Trip durch die dunkleren Ecken des Weltraums hin. Im Westen nichts neues, klar, aber das tun FARFLUNG jedoch dieses Mal ohne die zuvor noch prominent vorhandenen Stoner-Rock-Einflüsse. Die Kalifornier wandern hier eher in psychedelische Gefilde ab und präsentieren sich deutlich eindringlicher, als man das von der Band erwarten würde, gerade nach den beiden Vorgängern.

Das macht sich direkt beim eröffnenden „Anymore Because“ bemerkbar, dessen Riffs bei weitem nicht mehr so breitbeinig anmuten und so basslastig daher kommen wie noch zuvor. Die Band scheint die Nase vom Gecruise durch die Space-Wüste voll zu haben. Stattdessen lassen die Kalifornier hier eher punkigere Klänge in ihren Space-Sound einfließen, die schon einmal für den ersten, größeren Aha-Effekt auf „This Capsule“ sorgen. Diese Einflüsse bringen auch eine gewisse Rohheit und Aggression in den Song hinein, die beide dank atmosphärischer Einschübe durch dessen 13 Minuten hindurch geschickt variiert werden.

Von der Finsternis des Kosmos

Der stimmungsvolle Schwerpunkt auf Psychedelik wird jedoch nach und nach deutlich, je weiter man sich auf dem Album voranarbeitet. „Flesh For A Moonless Star“ schlägt da schon sehr vielschichtige Töne an dank vielfacher Layer und lässt die luftigen Gitarren und Effekte nur so durch den Äther schweben. Den Deckel machen dann aber enorme, unheilvolle Synth-Klänge drauf, die von der Finsternis des Kosmos zu berichten scheinen. Der Gesang scheint seltsam unfokussiert, fast ein wenig im Sound des Tracks verloren und trägt so zum surrealen, aber auch etwas beklemmenden Space-Feeling bei.

Doch die schweren Geschütze werden beim Zwanzigminüter „Prostitute To Spacecraft“ aufgefahren. Der Song beginnt mit seltsamem Gequake, vermutlich durch Saxofone erzeugt, leitet dann nach etwas Space-Gezirpe in den eigentlichen Song über. Der Trägt eine deutliche HAWKWIND-Aufschrift, die jedoch schnell wieder durch den dichten FARFLUNG-Drogennebel relativiert wird. Der wieder seltsam entrückte Gesang und die spacigen Synths über dem peppigen Psych-Rock-Sound regen das fantasievolle Kopfkino an. Doch etwa nach einem Drittel des Tracks biegt der Song mitsamt Space-Ambiente in funkigere Gefilde ab und wird so noch seltsamer und trippiger als ohnehin schon.

„This Capsule“ ist ein seltsamer Trip

Songorientiert ist das neue Album der Space Rocker natürlich nicht. Daher kristallisiert sich auch so etwas wie ein Hit nicht wirklich heraus. Doch das ist eigentlich auch das einzige, was sich an „This Capsule“ aussetzen lässt. Die Platte ist einfach ein durchgehender Trip, der die Fantasie richtig ankurbelt und den Gebrauch von Halluzinogenen fast schon überflüssig macht.

Das sind natürlich alles die altbekannten Klischees des Space Rock, doch FARFLUNG setzen sich mit ihrem erfrischend nonlinearen, erstaunlich eleganten Sound darüber hinweg. Die Platte ist einfach durchweg schweinegeil und nimmt den Hörer mit auf eine Reise in andersartige Welten. Und letzten Endes möchte man ja genau das von seinem Space Rock bekommen. Den Mangel am Space-Rock-Äquivalent von Star Trek-Cheese muss man zwar in Kauf nehmen, bekommt dafür aber eines der eindringlichsten und atmosphärischsten Alben des Genres geliefert.

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12.09.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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