Famyne - II: The Ground Below

Review

Soundcheck Mai 2022# 4

Die UK-Doomer FAMYNE, übrigens nach einem OPETH-Song benannt, bringen vier Jahre nach ihrem selbstbetitelten Debüt nun mit „The Ground Below“ das zweite Album heraus. Darauf ist recht traditioneller Doom vertreten, die Stimme von Frontmann Tom Vane hat ebenfalls nasale Qualitäten, erinnert sogar manches mal an einen Pat Walker von WARNING und 40 WATT SUN, ist aber auch imstande, Gesangslinien aufbringen zu können, die zusammen mit der Musik dann und wann ein wenig was von CANDLEMASS haben.

FAMYNE – wo sich BLACK SABBATH, WARNING und CANDLEMASS gegenseitig „Gute Nacht“ sagen

Das kann der Hörer alles schon im Opener „Defeated“ ausmachen. Aber auch rockig-groovige Songs wie „Babylon“ haben es ins Repertoire geschafft, es ist nicht nur Trauerstimmung angesagt, es darf auch durchaus gefeiert werden. Vor allem die kurzen Leads die sich über die doomigen Gitarrenriffs legen machen dabei Spaß, aber auch der ein oder andere Doublebass-Ausbruch mit dem Schlagzeug bringt eine Schippe Aggressivität hinein, die vielleicht nich jede Doom-Band so hat. Das macht „The Ground Below“ in Konsequenz dann erfreulich abwechslungsreich und stark für ein Nachfolgewerk. Auch die cleanen Gesangslinien von Tom Vane bleiben zwar einerseits im traditionellen Doom-Standard verhaftet, erheben emotional einen Song wie „The Ai“ allerdings ganz allein oft über den  Genre-Durchschnitt.

„Solid Earth“ fängt mit BLACK SABBATH-Gedächtnis-Riffs an, zieht im Mittelteil aber ein wenig an, geht beinahe in Death-Doom-Gefilde, wozu sich später noch ein cooles Solo gesellt. „Gone“ ist sehr zurückgenommen und reduziert, beschwört ominöse Atmosphäre herauf, wird heavier im Verlauf, aber bricht nie komplett aus. Starke Überraschung im ersten Albumdrittel. Auch „A Submarine“ startet ruhig und bleibt im Aufbau „Gone“ sehr ähnlich, mit durchaus melancholischer Note, hat dabei aber fast etwas mehr  vom Vibe einer Rock-Band, ohne den Doom-Anteil allerdings komplett zu vernachlässigen.

„The Ground Below“ ist ein starkes Doom-Album, dem noch der letzte Tick zum Attribut grossartig fehlt

Auch „Once More“ und Rausschmeißer „For My Sins“ wissen mit tollen Riffs und guter Atmosphäre zu begeistern und auch im Durchhören an einem Stück wirkt „The Ground Below“ erfreulich schlüssig. Die aus dem Bischofssitz Canterbury stammenden FAMYNE haben mit „The Ground Below“ ein starkes Nachfolgewerk und ein gutes Doom-Album veröffentlicht, dem vielleicht noch der ganz große Hitsong oder das letzte Quäntchen Brillanz im Songwriting fehlt, um zu den richtig großen Bands in dem Metier aufzuschliessen. Allen Fans oben genannter Bands, aber auch vielleicht dem ein oder anderen Alt-Rock-Hörer, der Heaviness nicht gänzlich abgeneigt ist, sei ein Reinhören dennoch angeraten und bei Gefallen auch der Kauf, um eine neue und aufstrebende Band zu unterstützen, damit diese hoffentlich nicht in Zukunft am Hungertuch nagen muss.

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05.05.2022

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