Fallujah - Empyrean

Review

Soundcheck September 2022# 9 Galerie mit 6 Bildern: Fallujah - 25th Anniversary Tour 2020 in Leipzig

Nach „Undying Light“ gab es online verhältnismäßig viel Stunk für FALLUJAH zu verkraften. Sänger doof, Musik in Relation zur restlichen Diskografie simpler, komische Metalcore-Ästhetik in Optik. Nun sind FALLUJAH mit „Empyrean“ zurück und haben sich anscheinend ein wenig Gedanken gemacht, was dieses Mal anders sein soll. Von der ursprünglichen Band ist nicht mehr viel da, konstante Elemente sind eigentlich nur Scott Castairs (Gitarre) und Andrew Baird (Schlagzeug) geblieben. Neu dazu gekommen sind Evan Brewer (ex-THE FACELESS) am Tieftöner und Kyle Schäfer als neuer Sänger, wobei der Weggang von Antonio Palermo komischerweise nicht thematisiert wurde. Sei’s drum. Versöhnt „Empyrean“?

Sind FALLUJAH zurück bei ihren Stärken?

Musikalisch haben wir mittlerweile den prägnanten Mix aus technischen Kabinettstückchen mit den sirrenden Post-Leads wieder gefunden, der FALLUJAHs Ästhetik ihre gesamte Karriere über bestimmt hat. Zumindest teilweise. „Radiant Ascension“ als erste Single hat versöhnlich gestimmt, den Kommentaren unter dem Youtubevideo nach zu urteilen. Auch Schäfer macht sich variabler als sein Vorgänger am Mikrofon, beherrscht cleanen Gesang ganz ordentlich und hat zumindest mithaltende Screams. Hoffmanns Growls sind aber unersetzbar. Es ist aber auch müßig, denen ständig hinterher zu trauern.

Der Einstieg mit „The Bitter Taste Of Clarity“ ist auf „Empyrean“ allerdings weitaus weniger an den gewohnten FALLUJAH dran. Bedrohlich wirkende Tremolo-Leads und später im Track etwas Stakkato-Rhythmik, die zumindest in die Richtung der Bands mit dem bösen D im Wort schielt. Ehe die charakteristischen, chilligen Leads von Scott Carstairs kommen, ist der Song fast vorüber. Es ist nicht grundsätzlich schlecht oder verkehrt, etwas zu experimentieren, aber hier spielen FALLUJAH definitiv nicht ihre Stärken aus.

Leicht durchhängender Mittelteil

„Embrace Oblivion“ und „Into The Eventide“ probieren als Longtracks mit Gastauftritt einer alten Bekannten (ja, neben Tori Letzler hat es auch Katie Thompson erneut auf eine FALLUJAH-Platte geschafft) die großen Momente von „Dreamless“ zu wiederholen. Obwohl beide Songs streckenweise sehr stark geraten sind, fehlt ein wenig die Magie, die andere Songs in der Diskografie wie das simplere „Abandon“ oder das flotte, abwechslungsreiche „The Void Alone“ von „Dreamless“ etwa leisteten. Trotzdem noch eher mit die stärkeren Stücke auf „Empyrean“.

Es gibt im Übrigen noch mehr Gäste hier, die beinahe überhört beziehungsweise verwechselt werden könnten. Auf „Mindless Omnipotent Master“ gibt sich Chaney Crabb (ENTHEOS) die Ehre, kann dabei aber mit einem Travis Ryan (CATTLE DECAPITATION) mit seiner unvergleichbaren Goblinstimme durcheinander gebracht werden. Auch David Wu hat ein Gastsolo auf „Duality Of Intent“, was ohne Liner-Notes kaum wahrgenommen werden würde.

Der Mittelteil des Albums ist der Durchhänger, gemein gesprochen. „Eden’s Lament“ probiert vorrangig mit Aggression und Kürze zu überzeugen und vielleicht ein Stück weit zum Tech-Death von „The Harvest Wombs“ zurück zu blicken, bleibt aber relativ blass, was auch auf „Soulbreaker“ wie „Duality Of Intent“ teils zutrifft. Keine wirklich schlechten Songs, aber eher B-Ware im Fundus einer Band wie FALLUJAH.

Alles ist vorhanden, trotzdem bleibt „Empyrean“ blass

Mit „Celestial Resonance“ gibt es wieder das obligatorische Instrumental, das musikalisch beeindruckend ausgefällt, aber auf der emotionalen Ebene etwas Herzklopfen vermissen lässt. Auch „Artifacts“ als entlassender Longtrack ist sehr stark geraten.

Eigentlich sollten alle Fans der alten FALLUJAH zufrieden sein, bekommen sie doch die Trademarks, die die Band einst groß gemacht haben, namentlich die Abwechslung aus Post-Rock-Atmosphäre und kalkuliert-kaltem Tech-Death. Trotzdem fehlt hier irgendwas, das die Vorgänger noch hatten. Es ist schwer auszumachen, an was es genau liegt, dass „Empyrean“ trotz kleinerer Experimente und dem Besinnen auf die alten Stärken nicht so gut ausgefallen ist wie frühere Platten.

Sicher, der cineastische Charakter eines „Dreamless“ fehlt, es ist keine komplette Rückkehr zum Tech-Death-Debüt „The Harvest Wombs“ und auch anders als „The Flesh Prevails“, wo FALLUJAH vielleicht erstmals ihren eigenen Stil komplett gefunden und in Konsequenz ausgespielt haben. Vielleicht reift „Empyrean“ im Nachgang noch, Stand heute zieht es allerdings auf der emotionalen Ebene den kürzeren gegenüber den Vorgängern bis auf „Dying Light“, was angesichts der Erwartungshaltung ein wenig schade ist.

Gegenüber „Undying Light“ ist „Empyrean“ aber durchaus als Verbesserung anzusehen und könnte vom Vorgänger enttäuschte Fans wieder an Bord bekommen. Allein emotional bleibt „Empyrean“ verglichen mit etwa einem „The Flesh Prevails“ oder auch „Dreamless“ ein wenig blass. In ihrer Gesamtheit waren diese Alben einfach besser, kompakter, schlüssiger komponiert, sowohl innerhalb der Songs als auch im Gesamtkontext des Albums, was dann einen netten „Flow“ ergibt. Das ist bei „Empyrean“ leider nur stellenweise gegeben. Trotzdem rein instrumental wieder eine äußerst beeindruckende Platte und der Sound ist erste Sahne. Fans modernen Death Metals sollten reinhören und bei Gefallen die Kaufentscheidigung tätigen.

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02.09.2022

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