Fallujah - Dreamless

Review

Es gibt Platten, angesichts derer man die hiesige Rezensieretikette gern beiseitelassen und seine Meinung auf das knappe Statement – Verzeihung – „Geiler Scheiß“ reduzieren will. „Dreamless“ von FALLUJAH ist so ein Fall. Das dritte Album der US-Amerikaner erfüllt die Erwartungen, die der Vorgänger „The Flesh Prevails“ geweck hat, mühelos. Und nicht nur das, das Quintett hat noch ein Schippchen draufgepackt. „Dreamless“ ist differenzierter, sowohl von der Komposition als auch vom Sound her. Überhaupt – dieser Sound! Einerseits nüchtern, damit die technischen Finessen zur Geltung kommen, vor allem die Drums („The Void Alone“!) stechen hier heraus. Andererseits höchst symphonisch – wegen der Emotionen und so.

Schon der epische Auftakt „Face Of Death“ ist ein Highlight. Dem wohlgespannten Synthesizer-Bläser-Stimmungsbogen folgt ein Kontrast aus sattem Groove und dem prägnanten Singsang der Leadgitarre. Danach geht es mit „Adrenaline“ und „The Void Alone“ zunächst etwas derber zur Sache. Letzterer Song entspannt sich dann auf halber Strecke und es wird wie eingangs erwähnt das Schlagzeug vortrefflich präsentiert. Hernach bieten FALLUJAH volle Breitseite Atmosphäre. Stark. Wie auch in „Abandon“ steuert Tori Letzler hier feminine Vocals bei. Für sich genommen sind diese nicht die eindrucksvollsten, wohl aber eine feine Ergänzung zu Alex Hofmanns Gegrummel.

Im zweiten Drittel der Platte geht es etwas gemäßigter zu. In dem organischen „Scar Queen“ wird man vermutlich beim zwanzigsten Hörgang noch neue Details entdecken. Nach dem vorwiegend instrumentalen Titeltrack mit Prog-Rock-Ausflug und feinem Gitarrensolo leitet „The Prodigal Son“ gelungen zum sphärischen Gewummer von „Amber Gaze“ über. Hintenraus wird „Dreamless“ leider etwas blasser: Das anhaltende Gesäusel in „Fidelio“ und „Les Silences“ ist ein bisschen drüber, und „Wind For Wings“ rutscht eher durch. Dafür gibt es nette Elektrospielereien zu hören, die zusammen mit dem fluffigen „Lacuna“ für einen ordentlichen Abschluss sorgen. Die knappe Stunde Spielzeit vergeht dank der kurzen Tracks und hohen Dynamik schnell, was geradlinigen Gemütern als unstet und wenig stringent aufstoßen mag. Das wird aber durch weitschweifige Passagen gut aufgefangen. Also: Kaufenempfehlung erteilt.

30.04.2016
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