Falloch - Where Distant Spirits Remain

Review

Im ersten Augenblick hat man wirklich den Eindruck, das erst 2010 gegründete schottische Duo FALLOCH sei vollständig in einem Atelier entworfen worden. Mit ihrer Mischung als keltischen Folkelementen, Tin Whistle, schönen cleanen Postrock-Elektroakustik-Gitarren, 6/8-Takt-Orgien, latenten Ausbrüchen in Richtung Black Metal und einer Singstimme mit der Konsistenz von heißem Kerzenwachs müssten FALLOCH eigentlich ALCALLOCHORDIAL IN THE MCTIERSEN ROOM heißen.

Ihre erste Platte „Where Distant Spirits Remain“ enthält alles, was derzeit im anspruchsvollen Post- und Folk Black Metal-Bereich angesagt ist: Die triefende, märchenweltartige Melancholie im ALCEST-Stil („We Are Gathering Dust“), das Organische, Naturverbundene von AGALLOCH, die auf wesentliche, aber perfekt platzierte Elemente reduzierte Arrangementtechnik von YANN TIERSEN in „Solace“ (an der sich ja schon ALCEST selbst bedient haben), den schottischen „Braveheart“-Stolz bei gleichzeitiger tiefer Traurigkeit, den LOREENA MCKENNITT schon vertont hat, („Horizons“) und für die Metalliebhaber ein paar Parts mit richtig Cojones, für die PRIMORDIAL Pate gestanden haben („Beyond Embers And The Earth“, „Where We Believe“). Wenn Andy Marshall und Scott McLean, die beiden ziemlich harmlos wirkenden Jungs, richtig in die Vollen gehen, tendiert das Gebräu latent in Richtung WOLVES IN THE THRONE ROOM, ohne allerdings deren Intensität und Komplexität zu erreichen. Den Höhepunkt erreicht das Album kurz vor Schluss in dem wirklich epischen „To Walk Amongst The Dead“, das alle Elemente gekonnt kombiniert.

Wenn man den (ziemlich falschen) Eindruck überwunden hat, dass FALLOCH nur mit viel Kalkül konzeptioniert sind und ihre Musik nicht fühlen, folgen noch genau drei Gedanken:

  1. „Warum erscheint das Album nicht bei Prophecy Productions?“,
  2. „Gott, ist das gut gemacht, zum Auf-die-Knie-Gehen!“,
  3. „Wenn diese Band jetzt nicht alles falsch macht, können die Boys in drei Jahren von ihrer Musik leben.“

Denn: Für eine erste Veröffentlichung von zwei offenbar noch nicht in Erscheinung getretenen Musikern ist „Where Distant Spirits Remain“ geradezu verboten gut. Die Songs sind tadellos komponiert und arrangiert, die Produktion für diese Musik perfekt austariert, und auch in der Performance sitzt jeder Ton. Einzig über die sehr prägende cleane Stimme kann man lange diskutieren, wobei ich der Überzeugung bin, dass der noch etwas fehlende eigene Charakter sich noch entwickeln mag. Schön gesungen sind die Stücke trotzdem. Abgesehen davon wüsste ich wenig, das FALLOCH noch signifikant besser machen könnten. Eine der Entdeckungen des Jahres!

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11.09.2011

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