Stilbezeichnungen à la Post Hardcore scheinen heutzutage beinahe überall dort drauf gepackt zu werden, wo eine Einordnung schwerfällt – Reinhören auf eigene Gefahr. Dieser Wundertüten-Form gleich haben auch FALLING IN REVERSE wenig mit dem gemein, was ich mir unter Post Hardcore vorstellen würde, auch wenn die Mannen aus Las Vegas selbstredend seit ihrer Gründung Hardcore-Einflüsse am Start haben. Allerdings werden, wie auf den Vorgängeralben auch, auf „Just Like You“ verschiedenste andere Einflüsse eingebracht – Glam Rock, Alternative Metal/Rock, eine Prise Rap, ein paar Beats, Pop, ein paar Kirmes-Keys … vielfältig ja, abwechslungsreich auch, und vor allem modern.
Gut muss ich das zum Glück nicht immer finden. Denn FALLING IN REVERSE sind zweifelsohne vielseitige Musiker, mit einer ganzen Menge Vorlieben. Das treiben auf „Just Like You“ ist entsprechend bunt – von Breakdowns bis zu reinen Hip-Hop-Beats, von Klargesang, über Geschrei bis zu Rap-Einlagen, alles dabei. Problematisch ist, dass das eigene Profil unter der Koexistenz der verschiedenen Stile erdrückt zu werden droht. Mal freut man sich über eingängig ins Bein gehende Nummern mit Ohrwurmpotenzial („Sexy Drug“), fühlt sich an Baggypants und Skateboards erinnert („Just Like You“) und wird zeitweise von dem Kontrast Härte versus Poppigkeit überrascht („Die For You“).
Fakt ist: FALLING IN REVERSE sind augenscheinlich überraschend erfolgreich mit dieser Mixtur. Auf viel Gegenliebe stößt diese Stilmixtur bei mir allerdings nicht. Klar, ein paar Einzelteile aus der bunten Wundertüte haben durchaus Unterhaltungswert (und in puncto Ohrwurm-Refrains ist „Just Like You“ tatsächlich ziemlich stark) aber das Gesamtbild leidet. Die einzelnen Fragmente harmonieren eher selten miteinander und zu einem Album ohne roten Faden fehlt es FALLING IN REVERSE einfach an musikalischer Klasse – denn von durchgehender Spannung kann auch keine Rede sein. Da passt die Wundertüten-Metapher sogar noch besser. Die älteren unter euch können sich sicher noch an die kleinen Beutelchen im Kiosk erinnern – ein paar nette Sachen, reichlich Ballast und eine nicht unbedingt auf den ersten Blick harmonierende Mischung.
„Just Like You“ ist interessant, wird FALLING IN REVERSE-Fans sicher begeistern, lässt mich schlussendlich aber weitestgehend kalt.
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