Fairytale - Battlestar Rising

Review

Die Geschichte der Zylonen ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Als „Kampfstern Galactica“ uns die verchromten Kampfroboter Ende der Siebziger erstmals vorstellte, waren sie wenig mehr als wildgewordene Toaster, die den Überlebenden der zwölf menschlichen Kolonien aus purer Boshaftigkeit den Garaus machen wollten. Die Neuinterpretation des Stoffes im 2003 gestarteten „Battlestar Galactica“-Reboot brachte plötzlich eine ordentliche Ladung „Pinocchio“ mit ins Spiel und warf spannende Fragen nach dem Wesenskern der Menschlichkeit auf, opferte die einstige Bedrohlichkeit der stählernen Krieger aber einem Übermaß an Esoterik und Planlosigkeit, vor der sie auch die zu spannenden Gedankenspielen verleitende Prequel-Serie „Caprica“ mehr schlecht als recht zu retten vermochte.

FAIRYTALE glänzen in ihrer Wohlfühlzone

Nun widmen sich also die Ruhrpott-Kraftmetaller FAIRYTALE der Thematik, legen ihr Augenmerk dabei aber natürlich ebenfalls auf ihre menschlichen Kontrahenten und nicht auf die wesentlich metallischeren Sympathieträger. Macht aber nix, denn indem das Konzeptalbum „Battlestar Rising“ die Geschichte von der Flucht der „Galactica“ (jüngere Inkarnation) aus der Sicht ihrer menschlichen Besatzung begleitet, dürfen wir eben dreckigen Power-Metal der guten alten US-Schule genießen, anstatt uns von merkwürdigen Industrial- und Electro-Elementen foltern zu lassen. Mehr noch als beim Vorgängeralbum „Rise Of The Twilight Lord“ heißen die offenkundigen Vorbilder ICED EARTH, deren jüngsten Werken FAIRYTALE sowohl stilistisch als auch qualitativ gefährlich nahe kommen.

Mit Sänger Carsten Hille und Gitarrist Stefan Klempnauer sind zwei Neuzugänge im Band-Line-Up zu verzeichnen. Dennoch machen FAIRYTALE einen gut aufeinander abgestimmten Eindruck, was insbesondere durch das angenehm kompakte Songwriting unterstrichen wird. Hier bekommt jeder der Musiker genügend Raum, um zu glänzen, ohne sich dabei in den Vordergrund spielen zu müssen. Ihre Wohlfühlzone im Mid-Tempo verlassen die Jungs hingegen zu selten, so dass sich mit fortschreitender Spieldauer eine gewisse Gleichförmigkeit einschleicht. Zur Wiedergutmachung gereicht dafür das feine Gespür für großartige Melodien, die auch bei größtmöglicher Ohrwurmeligkeit („New Caprica“) nicht ins Kitschige abdriften.

Mehr Taiko-Trommel-Salven bitte!

Wo sich Songwriting und Spieltechnik keine Blöße geben, hätte der Sound noch etwas mehr Feinschliff vertragen. Wer die neuere „Battlestar Galactica“-Serie gesehen hat, dürfte sicherlich noch den perkussionslastigen Soundtrack mit seinen mächtigen Taiko-Trommel-Salven im Ohr haben. Diesen zollen FAIRYTALE nur an wenigen Stellen Tribut, besonders ohrenfällig im famosen „The Opera House“. Über weite Strecken hinweg wirkt der Drum-Sound dagegen unangemessen flach, was angesichts des vermutlich eher beschränkten Produktionsbudgets einen verzeihlichen Schwachpunkt darstellt. Im Kontext der Serie stellt sich zudem die Frage, warum FAIRYTALE die offensichtliche Steilvorlage nicht genutzt und auf ein Cover des Jimi-Hendrix-Klassikers „All Along The Watchtower“ verzichtet haben.

Doch genug gemeckert – mit „Battlestar Rising“ ist FAIRYTALE trotz kleiner Schwächen ein starkes Stück Power-Metal gelungen, das der Band innerhalb der heimischen Metalszene endlich die ihr zustehende Aufmerksamkeit und damit auch den ein oder anderen lukrativen Live-Gig bescheren könnte.

So say we all!

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24.02.2017

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