Faces Of Bayon - Heart Of The Fire

Review

Doom und Psychedelic gehen gut zusammen. Nicht, weil sie zwingend beide mit das Bewusstsein erweiternden Substanzen zu tun haben, sondern weil sie im Idealfall eine ganz ähnliche Stimmung verbreiten: Obskur, schwebend, düster, unheilvoll, mystisch, irgendwie esoterisch. Und was es sonst so an bedrückenden Adjektiven gibt, die mir nicht einfallen wollen. Jedenfalls in etwa wie die vertonte Version der in Stein gemeißelten turmhohen Bodhisattva-Gesichter der Bayor-Tempelanlage in Kambodscha, das FACES OF BAYON als Promografik nutzen.

Die aus drei Jungs bestehende Band, 2008 in Fitchburg, Massachusetts gegründet, fällt musikalisch genau in die genannte Kategorie und ist auch noch selbst ziemlich obskur – großartig in Erscheinung getreten ist die Truppe bis zu ihrem Debüt „Heart Of The Fire“ nicht. Darauf gibt’s sechs Songs zu hören, drei davon zwischen elf und dreizehn, zwei immer noch über sechs Minuten lang – also episch angelegt und damit durchaus auch turmhoch. Zumindest die vier Doom-Songs „Brimstoned“, „Etheriality“, „The Original Sin“ und „Where The Golden Road Ends“ – die sind schnell beschrieben: Bis zur Matschigkeit heruntergestimmte Saiteninstrumente, 70er-Jahre-Drums mit irre offener Hi-Hat und paukenhaften Toms, absurd riesige Hallräume und beschwörend tiefer Gesang, der manchmal auch clean und dann ziemlich klasse ist. Die Riffs sind powerchordbasiert, schlicht und effektiv gehalten und machen in etwa den Eindruck, eine abgespeckte Variante von ZOROASTER oder die 33 rpm-Variante von „Black Sabbath“ sein zu wollen. Diesen Eindruck durchbrechen nur die relativ flinken Soli, die ab und zu für Auflockerung sorgen.

Das ist leider so gar nicht spannend und sorgt dafür, dass auf „Heart Of The Fire“ kein einziger Killersongs zu finden ist. Daran ändern auch die Psychedelic-Elemente nichts. Die beschränken sich leider auf ein paar Effekte auf einer cleanen E-Gitarre, das ziemlich coole, hypnotische „Godmaker“ (das deutlich an „Planet Caravan“ angelehnt ist) und das kitschig mit Synthiechören zugekleisterte Outro „The Fire Burns At Dawn“. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich den Zehner für die Platte lieber in die Reisekasse packen und so lange warten, bis eine Kambodscha-Reise zusammengekommen ist.

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17.06.2011

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