So klar wie der Albumtitel propagiert, ist die Sichtweise der Band aus der beschaulichen, nördlich von London gelegenen Grafschaft Hertfordshire wohl letztlich doch nicht. Meint man noch beim gut platzierten Opener „Under Siege“, EYES OF A TRATOR würden sich trotz ihres angesagten Extrem-Metals etwas mehr zum Death Metal bekennen als andere Bands des blühenden, allgemein als „Deathcore“ bezeichneten Genres und damit einen qualitativen Zugewinn verbuchen können, macht sich sehr bald wieder Ernüchterung breit.
Die alte Weisheit vom vorhandenen technischen Können, das eine gesunde Vertracktheit und gesteigerten Anspruch propagiert, aber eindeutige kompositorische Schwächen offenbart, bewahrheitet sich auch bei „A Clear Perception“ aufs Neue. EYES OF A TRAITOR durchsetzen ihren extremen Sound, der im Grunde von den altbekannten, vom Hardcore beeinflussten Hasstiraden in den Vocals lebt mit ein paar Breaks, versuchen, dank akustischer Einsprengsel Atmosphäre zu erzeugen, und die unvermeidlichen Cleangesänge, die das Gebräu weiter verfeinern sollen schimmern ebenso ab und zu durch. Das Vorhaben, Anspruch mit Ansprechend-Sein zu verbinden, gelingt manchmal, viel häufiger muss es jedoch gegen eine Wand aus undurchlässigen Songstrukturen (sofern diese überhaupt vorhanden sind), Zweifel am eigenen richtigen Weg und gegen viel zu viel Belanglosigkeit ankämpfen. Brutal und aggressiv sind die Nummern allemal, nicht genug jedoch für die hohen Ansprüche der außerhalb eines bestimmten Trendes agierenden Metal-Gemeinde.
Die sicherlich aufkeimende Frage nach Quervergleichen ist schnell beantwortet: EYES OF A TRAITOR klingen wie die Zusammenfassung von allem, was man derzeit gemeinhin im Deathcore-Bereich findet. Da vermischen sich wütend-schnaubende BRING ME THE HORIZON mit dem Anspruch von ARCHITECTS und dem etwas krankhaften Psychopaten-Sound von WHITECHAPEL. Ein Gemisch, das funktionieren könnte, es aber wie erwähnt aufgrund der Schwächen im Songwriting nur bedingt tut.
Die jungen Herren aus Großbritannien werden möglicherweise vom Sog der derzeitigen extremeren Metalcore-Welle mitgerissen werden. Ein längerfristiges Mitspracherecht in allen Belangen könnte aber nur auf deutlicher Identitätssteigerung basieren. Die Vorstellung ist so eindeutig wie düster.
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