Eyehategod - Take As Needed For Pain

Review

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Würde im Metal der Wert des musikalischen Outputs eines Künstlers wie in gewissen Rap-Kreisen am Grad seiner „Realness“ bemessen, so wären EYEHATEGOD ganz oben dabei. Es ist Teil der Faszination der Sludge-Pioniere aus New Orleans, dass die nihilistischen, im Stile eines Bewusstseinsstroms verfassten und kaum verständlichen Texte von einem Junkie namens Michael D. Williams ins Mikrofon gekeift werden, dessen fingerlose Handschuhe und Langarmshirts die Einstichnarben verstecken, und der mindestens doppelt so alt aussieht, wie er tatsächlich ist.

Ein weiterer Teil findet sich in dem seinerzeit revolutionären Aufeinandertreffen von massiven, teils stark vom Blues beeinflussten Doom-Gitarren à la BLACK SABBATH und ansatzlosen, rohen Punk-Ausbrüchen. Zwei Jahre bevor Phil Anselmo mit DOWN und „Nola“ eine ungleich erfolgreichere und massenkompatiblere Variante des Sludge-Sounds in die Welt entließ, wuchsen diese Elemente schon 1993 auf EYEHATEGODs „Take As Needed For Pain“ als tonnenschwerer, von Drogen und Selbsthass zerfressener Bastard zusammen. 2016 ist der EYEHATEGOD-Zweitling eine der kaputtesten und zugleich faszinierendsten musikgeschichtlichen Momentaufnahmen im Metal und entfaltet noch immer einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Heiseres, fast körperlich schmerzhaftes Geschrei

Zunächst einmal beschwört „Take As Needed For Pain“ mit seiner rohen, organischen und unfassbar basslastigen Produktion eine Heaviness, die für viele Nachwuchskapellen im Zeitalter digitaler Produktion unerreichbar ist. Die Songs gehen dabei in einem zäh fließenden, alles erstickenden Strudel ineinander über, nur um den Hörer in schöner Regelmäßigkeit mit Punk-Ausbrüchen kurz aus der hypnotischen Lebensverneinung zu reißen. Ebenso wie das heisere, fast körperlich schmerzhafte Geschrei von Williams den Gesang zum atmosphärischen Rhythmusinstrument macht, so haben EYEHATEGOD auch dem ansonsten und vor allem live tunlichst vermiedenen Gitarrenfeedback eine Instrumentenrolle gegeben. Das Pfeifen dient als Intro, Outro, Interlude, ist de facto omnipräsent. Oft wird die Tonhöhe verschiedener Pfeifspuren moduliert. Weitere Elemente, die den vertonten Horrortrip perfekt machen, sind die wummernde, über sechsminütige Soundcollage „Disturbance“ sowie beigemischte und vielfach duplizierte Wort- und Satzsamples („suffering from addiction“, „alcohol“).

Prägend und einflussreich

EYEHATEGOD mögen in ihrer langen und oft problematischen Karriere niemals auch nur annährend den finanziellen Erfolg oder die Bekanntheit von DOWN (bei denen Gitarrist und Sludge-Messias Jimmy Bower übrigens hinter den Kesseln sitzt) erreicht haben. Allein die Tatsache, dass in den vergangene Monaten aber zunächst Phil Anselmo und danach der bekennende EYEHATEGOD-Fan Randy Blythe für Mike Williams, der im Krankenhaus auf eine neue Leber wartete, das Tour-Mikro übernahmen, zeugt vom beeindruckenden Standing, das die Band szeneübergreifend genießt. „Take As Needed For Pain“ hat nicht nur ein wichtiges Subgenre entscheidend geprägt, sondern eine ganze Generation von Nachfolgebands in Sachen Ästhetik und Sound nachhaltig beeinflusst.


Diese Review erschien zuerst im Rahmen des Specials „Weltschmerz: Unsere liebsten Doom-Perlen„.

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16.06.2017

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23.05. - 25.05.25Desertfest Berlin 2025 (Festival)The Hellacopters, Elder, Eyehategod, Slomosa, Dozer, My Sleeping Karma, Lowrider, Pallbearer, The Devil And The Almighty Blues, Elephant Tree, 24/7 Diva Heaven, Temple Fang, Coogans Bluff, Stinking Lizaveta, Darsombra und Turbo MosesColumbiahalle, Berlin

1 Kommentar zu Eyehategod - Take As Needed For Pain

  1. Bluttaufe sagt:

    Totaler Nihilismus in seiner zerstörerischsten Form! Nicht mehr ganz so roh wie „In The Name Of Suffering“ aber nicht weniger kaputter.
    Die Riffs walzen sich durch dein Gehirn und zermürben alles. Musikalische Ansprüche? Für`n Arsch! Hier geht es nur um Destruktivität, und der wurde hier bestens vertont. Wem das noch nicht reicht, demjenigen rotzt Mike IX mit seinem Vokills so dermaßen in die Fresse, dass einem Hören und Sagen vergeht.
    Einzig das 6. Lied „Disturbance“, welches noisig ist, hindert mich an der Höchstnote. Ansonsten ein wahrer Hassklumpen!

    9/10