Eye Of Solitude - Canto III

Review

Galerie mit 5 Bildern: Eye Of Solitude - Saturnus - live in Oberhausen 2015

Wenn Kaotoxin Records „Canto III“ als „Monsterpiece“ bezeichnen, ziehen sie sich geschickt aus der Affäre: das mittlerweile zur Standardfloskel verkommene Geschwurbel eines „Masterpiece“ (was „Canto III“ definitiv nicht ist) wird vermieden, gleichzeitig rückt es das Wortspiel aber in die Nähe eine solchen. Und monströs sind EYE OF SOLITUDE auf ihrem dritten Werk ohne Zweifel,…

…denn beinahe jedem Aspekt von „Canto III“ merkt man das Streben nach etwas Größerem an. Schon die mit römischen Ziffern durchnummerierten Titel im Sinne eines zusammenhängenden Ganzen sowie die Songlängen (zwei knapp unter und zwei knapp über zehn Minuten sowie zwei im guten zweistelligen Bereich) weisen darauf hin, dass EYE OF SOLITUDE sich mit „Canto III“ mehr als nur standardhaften Death Doom vorgenommen haben. Allein: bei der Stange zu halten gelingt den Engländern nicht über die gesamte Spielzeit. Die stärksten Stücke haben EYE OF SOLITUDE an den Anfang gestellt. So zeigt sich „Act I: Between Two Worlds (Occularis Infernum)“ extrem Variabel. Es bedient mit schleppenden Melodien, Funeral-Doom-Riffs, leicht dramatischer Hintergrund-Orchestrierung und dem Rezitieren italienischer Verse ein erheblich breites Spektrum düsterer Emotionen, geht aber mit Blast-Raserei und ultra-schnellen Double-Bass-Antritt auch weit über das Genretypische hinaus. „Act II: Where The Descent Began“ ist vor allem von einem ellenlangen Piano-Interludium geprägt, welches verdeutlicht, dass dieses Instrument hier weit über ein andernorts als bloßes Must-Have-Element hinausgeht.

Hingegen wäre an anderen Stellen weniger mehr gewesen; vor allem die Spoken-Word-Parts wirken bisweilen überkandidelt, als dass man EYE OF SOLITUDE diese forcierte Melodramatik abnehmen könnte. Ab dem ausgehenden „Act IV: The Pathway Had Been Lost“ und in seinem kompletten letzten Drittel bietet „Canto III“ leider nur noch Stangenware und kann trotz fettem Sound nicht mit seinem im Doom-Genre erfrischend abwechslungsreichen Auftakt mithalten. Doch die ersten vier Songs werden vor allem Anhängern der letztes Jahr leider aufgelösten INBORN SUFFERING wie Öl runterlaufen. Wer dagegen zum Ende hin die Lust verliert, kann sich vielleicht mit sechs Bonustracks aus dem Fundus der zwei EPs EYE OF SOLITUDEs trösten. Die Erstauflage im Digipak ist auf 1000 handnummerierte Einheiten limitiert.

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30.03.2014

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