Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
1986 ist Thrash Metal deutscher Prägung voll im Trend. Angeführt von KREATOR, SODOM und DESTRUCTION erobert der teutonische Sound die Welt. EXUMER legen im besagten Jahr ihr Debütalbum „Possessed By Fire“ vor.
Damit kommt das Quartett etwas zu spät, um in die Liga der genannten Acts aufzusteigen. Trotzdem sollte man die Qualität des Erstlingswerks der Truppe aus Wiesbaden nicht unterschätzen.
EXUMER sind mehr
Im ersten Moment klingen EXUMER zwar einfach wie eine weitere deutsche Thrash-Band. Doch der Schein trügt. Zum einen sind da Mem von Steins Vocals. Während eine Menge seiner Kollegen auf fieses Proto-Black-Metal-Gekeife setzen, erinnert von Steins Organ über weite Strecken eher an Hardcore Punk der New Yorker Schule. Ein paar hohe Schreie kann er sich aber natürlich nicht verkneifen. Ohne die kommt wohl kaum eine Teutonen-Thrash-Combo aus.
Auf musikalischer Ebene wiederum zeigt sich die Band deutlich abwechslungsreicher als ihre Zeitgenossen. „Destructive Solution“ mündet beispielsweise in einen melodischen Mittelteil, den Arpeggien und eine melancholische Melodie prägen. Auf den im selben Jahr erscheinenden „Pleasure To Kill“ oder „Obsessed By Cruelty“ wäre sowas undenkbar.
„Possessed By Fire“ hat einige Überraschungen parat
Das Riffing überrascht ebenfalls mit Reminiszenzen an Bay-Area-Pioniere wie EXODUS. „Fallen Saint“ klingt beinahe wie ein übrig gebliebener Song aus der „Bonded By Blood“-Session. Der Soloteil des „Possessed By Fire“-Titeltracks wiederum erinnert frappierend an den aus METALLICAs Klassiker „Seek And Destroy“.
Trotz zahlreicher Einflüsse aus dem US-Thrash-Lager tönt die Platte mit genau dem rotzigen Sound aus den Boxen, der Teutonic Thrash auszeichnet. Kein Wunder, schließlich sitzt bei den Aufnahmen zu „Possessed By Fire“ Produzentenguru Harris Johns hinter den Reglern. Der schneidert beinahe allen deutschen Thrash-Größen der 80er einen ureigenen Sound auf den Leib.
Ein gelungener Einstand
EXUMER präsentieren sich auf ihrem Debüt als die Freigeister des Teutonic Thrashs. Die Band blickt regelmäßig über den musikalischen Tellerrand, zollt ihren Einflüssen Tribut und kreiert einen eigenständigen Stil. Trotzdem reicht es fortan nur für die zweite Reihe.
Bandinterne Querelen bremsen die Karriere von EXUMER aus. Ein Jahr nach „Possessed By Fire“ erscheint der Nachfolger „Rising From The Sea“ . Frontmann Mem von Stein ist zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr dabei. Anschließend gelingt es der Band nicht, auf ihrer guten Basis aufzubauen, was 1991 zum zwischenzeitlichen Ende führt.
Großartige Platte, die den zeitgleich erschienenen Meisterwerken des Teutonic Thrash in nichts nachsteht. Fun fact – Bei Erscheinen gekauft, kurz darauf an einen Kollegen verliehen und tatsächlich vor 4 Jahren zum 30. Jubiläum wiederbekommen …
Starkes Debüt. Das Album Cover habe ich als Shirt