Extreme Noise Terror - A Holocaust In Your Head
Review
„A Holocaust In Your Head“ ist wohl eine der am schlechtesten produzierten Alben (zumindest die CD-Version, mehr dazu weiter unten), die jemals zum Kult erhoben wurden, dafür aber auch eines der verrücktesten und wildesten, die 1988 (Vinyl), bzw. 1989 (CD), als sich die Meisten noch in Sicherheit wiegten, auf die Menschheit abgeschossen worden sind.
Natürlich gab es EXTREME NOISE TERROR schon eine Weile als „A Holocaust In Your Head“ rauskam und Kumpels wie NAPALM DEATH, HERESY, RIPCORD und Konsorten gaben sich gegenseitig die Klinke in die Hand. Man lärmte viel gemeinsam und veröffentlichte ausgiebig Singles und Splits, wovon einige bis heute gesuchte Tonträger darstellen.
Crustcore der fiesesten Sorte ballerten die Burschen auf ihrem ersten vollständigen Album ab (die Split mit CHAOS U.K. nicht mitgezählt) und markierten damit ihren Standpunkt in der Szene. Zwar war und ist der blecherne, etwas kraftlose Sound besonders im direkten Vergleich zur äußerst gelungenen und heftigen „The Peel Sessions“ eine kleine Enttäuschung, können die Briten heute auf ein sehr wichtiges Crust-Album zurückblicken.
Die wahnsinnig rasenden, ja schon überschnellen D-Beats, die hasserfüllten, dreckig räudigen Wechsel-Vocals und das unbändige Geschraddel der Gitarren waren einfach eine Klasse für sich und kaum eine andere Band hat diesen Stil so prägnant und konsequent durchgebolzt wie EXTREME NOISE TERROR. Nicht einmal DISCHARGE, die bekanntlich den D-Beat (das „D“ kommt aus dem Band-Namen) etablierten, haben jemals die Intensität früher EXTREM NOISE TERROR erreicht.
Ein weiterer Aspekt für das Besondere an diesem Album ist, dass sich viele Highlights der Band darauf befinden. Von „Deceived“, „Bullshit Propaganda“ und der langjährigen Vegetarier-Band-Hymne „Murder“ über „Another Nail In The Coffin“ und „Raping The Earth“ gibt es viel Stoff zu hören, mit dem sich EXTREME NOISE TERROR und ihrem Namen alle Ehre gemacht haben. Hier wurde Crustcore-Punk-Geschichte geschrieben.
„A Holocaust In Your Head“ wurde laut Band-Biographie extra für die CD-Veröffentlichung komplett neu eingespielt, jedoch ließ das Ergebnis der Produktion ein wenig zu wünschen übrig, obwohl man vorhatte, den Vinyl-Sound zu übertreffen. Die Neuaufnahme hatte weniger Kraft, klang mitunter blechern und es fehlte an Durchschlagskraft. Man hat zwar immer noch das Ungestüme in der Musik wahrgenommen, aber der letzte Kick fehlt mir persönlich einfach. Wer nun welche Aufnahme favorisiert ist natürlich subjektiv und muss von jedem selbst ergründet werden, deshalb unbedingt beide Versionen antesten.
Das 1999er Re-Release über Rhythm Vicar soll hier keine große Rolle spielen, denn trotz der Angabe, dass die Scheibe Remastered sein soll, sind die Unterschiede lediglich marginal.