Extorian - Unveiled

Review

Ein CD-Cover, das an TROUBLE und COUNT RAVEN erinnert, mit einem Logo, das auf 1980er-Jahre-Thrash schließen lässt? Fein. Der Beipackzettel verheißt melodischen Doom- na gut, warum nicht. Frauengesang im Doom? Selten, kann aber richtig klasse sein, wie bei THE RIVER. Bedankt wird sich bei bzw. als Einfluss genannt werden im Booklet Institutionen des Doom: BLACK SABBATH, MIRROR OF DECEPTION und die italienischen THUNDERSTORM. Klingt viel versprechend.

Die ersten Töne, lauter und leicht verzerrter Bass, verwundern. Schleppend einsetzendes Schlagzeug beruhigt, relativ leise Gitarren erstaunen. In bester Doom-Manier bleibt’s gute zwei Minuten dabei. Dann kommt der Gesang, ich schrecke auf. Ist es Joni Mitchell oder Schlagermäuschen Angelika Milster, die mir sehr hoch und folkig-traurig in den Gehörgang trällert? Ui, und dann auch noch mehrstimmig!? Du liebe Zeit!

Man kann merkt es schnell: für alte Doomfans wie mich ist dieses Album eine Bewährungsprobe. Zwar sind die erforderlichen Ingredenzien wie ausbleibende Geschwindigkeit, spartanisch trockene Produktion und eine alles bedeckende Melancholie durchaus vorhanden. Allerdings erschweren sinnlos leise gedrehte Gitarren, Flageolett-Experimente eines für Doomverhältnisse viel zu agilen Bassisten und kaum zu ertragender Pathos seitens Sopranlerche Heike das Zuhören unnötig. Ergänzt wird all das mit nervigen Ausflügen in epische Bombastgefilde, die bei besagter Produktionsweise jedoch hölzern wirken und nach Proberaumaufnahmen klingen.

Doom wird von den fünf Freunden als musikalische Neuentdeckung favorisiert, weil Härte nicht notwendig mit Geschwindigkeit einhergehen muss und auch melodische Musik böse sein kann. Stimmt, nur verschwindet die von der Band ausgehende Härte unter dem Gesang, und da die Melodien weitgehend auf dem Gesang basieren, fallen sie bei EXTORIANs eher unangenehm als böse aus.

Meiner Meinung nach können auch die bewusste Distanzierung der Bajuwaren von jeglichem Doompuristentum sowie „getragene Erhabenheit und walzende Gitarrenwände“ (Eher Gitarrengartenzäune! d. Verf.) nicht darüber hinwegtäuschen, dass Heikes „Gänsehaut-Melodien“ (Hätte ich nicht treffender formulieren können! d.Verf.) eine bestenfalls durchschnittliche Doomplatte richtig weit nach unten ziehen. Ich schließe mit einem weiteren Zitat aus der Pressemitteilung: „auch für Nicht-Doomer ein einzigartiges Metal-Erlebnis“. Allerdings!

13.11.2007
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