Exodus - Bonded By Blood

Review

Manchen Bands gelingt bei ihrem Debütalbum etwas schlichtweg Magisches. Im ersten Anlauf liefern sie eine Platte für die Ewigkeit ab, an deren Qualität sich nicht nur andere Acts, sondern auch sie selbst anschließend die Zähne ausbeißen. EXODUS gelingt ein solches Meisterstück 1985 mit „Bonded By Blood“.

Einer geht, einer kommt

Die Weichen dafür werden zwei Jahre zuvor gelegt. Anfang 1983 verlässt Gitarrist Kirk Hammett die Band in Richtung METALLICA. Das lässt Saitenhexer Gary Holt als kreativen Kopf zurück, der die Geschicke der Truppe von nun an im Alleingang lenkt. Nach einigen Fehlschlägen findet er in Rick Hunolt den passenden Partner für die anstehenden Aufnahmen.

Diese vollzieht die Band im Sommer 1984. Als Produzent fungiert kurzerhand Manager Mark Whitaker. Nach der Fertigstellung der Platte kommt es zu einigen Unstimmigkeiten zwischen EXODUS und ihrem Label. Dadurch verzögert sich die Veröffentlichung weiter und weiter. Als die Platte schlussendlich erscheint, setzt sie die Band ohne Umschweife auf die internationale Thrash-Metal-Landkarte.

Am Anfang steht der Titelsong, der bereits keine Fragen offen lässt. Der Refrain mit seinen Gangshouts garantiert bis zum heutigen Tag lautes Mitgrölen auf den Shows der Band. Die Riffs aus der Schmiede von Holt zersäbeln immer noch jeden Schädel. Über allem thront Paul Baloffs vollkommen manischer Gesang.

EXODUS überrollen alles und jeden

Genau dieser Gesang verleiht der Platte einen großen Teil ihrer Einzigartigkeit. Baloff wechselt regelmäßig von typischen Thrash Shouts in ungeahnte Höhen, zieht die Töne schier endlos in die Länge und versprüht dabei ein ureigenes Charisma. Niemand anderes hätte die Songs so chaotisch und gleichzeig perfekt rüberbringen können.

Doch selbst die beste Gesangsperformance braucht starke Songs, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Dafür sorgt EXODUS-Mastermind Gary Holt in Hülle und Fülle. Bis auf zwei Ausnahmen komponiert er „Bonded By Blood“ im Alleingang.

Dabei gelingen ihm zahlreiche High-Speed-Granaten wie „Exodus“ oder das alles zermalmende „Strike Of The Beast“, bei dem headbangen zur Pflicht wird.

Im Mid-Tempo-Stampfer „And Then There Were None“ wiederum lässt Holt sein Gespür für einprägsame Melodien durchscheinen. Das trifft insbesondere auf den griffigen Refrain zu.

„Metal Command“ hingegen besticht durch das präzise Doublebass-Spiel von Schlagzeuger Tom Hunting. Der spielt sich im Laufe der Platte nie in den Vordergrund, sondern setzt an genau den richtigen Stellen Akzente.

„Bonded By Blood“ hat keine Schwächen“

Die erwähnten kompositorischen Ausnahmen stellen „A Lesson In Violence“ und „Deliver Us To Evil“ dar. In beiden Fällen steuert Holts Co-Gitarrist Rick Hunolt einige Riffs bei. Ersterer Song ist mit einem ähnlich göttlichem Refrain gesegnet wie der Titeltrack.

„Deliver Us To Evil“ wiederum entpuppt sich mit mehr als sieben Minuten als komplexester Song der Platte. EXODUS überraschen hier mit zahlreichen Breaks, welche die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten.

So geht „Bonded By Blood“ als eines der besten Thrash-Alben aller Zeiten über die Zielgerade. Wäre die Platte nur ein wenig früher erschienen, wer weiß, wo die Band heute stehen würde.

Eine erfolgreiche Karriere legen EXODUS im Anschluss an die Veröffentlichung selbstredend trotzdem hin. Alles andere wäre angesichts der hier gebotenen Qualität auch mehr als überraschend gewesen.

05.08.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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