Wie wahrscheinlich der Großteil der Fans auch, habe ich mich im Voraus auch auf ein schnelles, todesmetallisches Riffmassaker eingestellt, wie man es von einer der alteingesessensten dänischen Death Metal-Bands gewohnt ist. Es offenbart sich allerdings zu meiner positiven Überraschung ein zermürbendes Stück Musik, dessen Atmosphäre weitaus wichtiger ist als Technik oder Tempo. Nach 16 Jahren Existenz beginnen sich EXMORTEM über den Tellerrand hinaus zu öffnen und gewähren sogar doomigen Passagen Einzug in ihre Musik.
Thematisch behandeln die Nordeuropäer die Schwäche des menschlichen Daseins, die auf “Funeral Phantoms“ etwa durch Religion oder den serbischen Bürgerkrieg in den Neunzigern repräsentiert werden. Bereits der Opener “Black Opium“ will sich so gar nicht mit den früheren EXMORTEM vereinbaren lassen – schleppende, lange getragene Riffs kollidieren mit dem düsteren, gleichförmigen Gebell von Simon Petersen. Von besonders viel Abwechslung oder Variation kann keine Rede sein, wohingegen diese Monotonie die zerrüttende Aura um “Funeral Phantoms“ nochmals unterstreicht.
In der Regel verhält es sich genau umgekehrt, doch auf dieser Platte erlauben die wenigen Uptempo-Parts einige Verschnaufpausen, da die Band an diesen Stellen diesen schweren, erdrückenden Stein vom Rücken des Hörers nimmt. Beeindruckend, denn insbesondere dieses Feeling erlebt man, wenn überhaupt, nur im Doom-Bereich. Gleichermaßen gelingt es EXMORTEM aber auch, ihre Musik merklich im Death Metal zu verwurzeln, sodass diese stilistisch noch eindeutig Ebensolchem zuzuordnen ist. Dazu trägt neben den in geringer Zahl eingestreuten, schnelleren Teilen und den Vocals auch die sehr oft durchballernde Double-Bass bei.
Agieren EXMORTEM walzend und schwerfällig, so hat das Ganze durchaus etwas von Doom, ziehen sie die Geschwindigkeit ein bisschen an, so kann man durchaus einige Parallelen zu AEON ziehen, die ihrerseits auch immer für ein paar zerstörerische Midtempo-Songs gut sind. Am Imposantesten wirken die Dänen, wenn sie sämtliche Einflüsse zu einem, ganz dem Albumtitel entsprechend, bedrohlichen Phantom konstruieren – die Essenz dessen ist zum Beispiel in “Anger Trumpet Blow“ zu hören. “Funeral Phantoms“ fehlt es lediglich ein wenig an Höhepunkten, weshalb es leider nicht zum ganz großen Wurf reicht, dennoch gefällt es mir sogar besser als die alten Releases.
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