Exilia - Naked

Review

Was im Promo-Flyer vollmundig als „neues Album“ angekündigt wird, ist in Wahrheit eigentlich „nur“ eine um einen neuen Song und einige bisher unveröffentlichte B-Seiten ergänzte Akustik-EP. Nicht, dass es an einer solchen Veröffentlichung prinzipiell etwas auszusetzen gäbe, doch so riecht das ein wenig nach Etikettenschwindel. Und wo wir schon beim Thema sind: Auch die fehlerhafte Tracklist auf dem schick gestalteten Digi-Pack sorgt für Verwirrung beim unaufmerksamen Hörer. Das 8-sekündige Spoken-Word-Intro wird dort nämlich überhaupt nicht erwähnt, dafür wurde „No Colors“ nahtlos und ohne eigene Indexmarke ans Ende des vierten Stückes („Fly High Butterfly“) angefügt.

Doch genug von technischen Unzulänglichkeiten, in erster Linie soll es schließlch um die Musik gehen. Und die ist im Falle von EXILIA zwar nicht übermäßig komplex gestrickt, konnte aber bislang eigentlich immer mit ihrer rohen und ungeschliffenen Power überzeugen. Besonders live bringen die Italiener um Front-Wonneproppen Masha Mismane stets ein energiegeladenes Brett auf die Bühne, bei dem man einfach mitgehen muss. Und genau hier liegt auch das Problem von „Naked“. Denn „Stop Playing God“ oder „Coincidence“ sind zwar starke Songs, die im akustischen Gewand aber allzu kraftlos und kastriert wirken.

Besonders wer die Original-Versionen der Stücke kennt, dürfte von den „Naked“-Fassungen schwer enttäuscht sein, ohne bratende E-Gitarren und wütendes Gebrüll langweilen die Stücke lediglich und zeigen die insgesamt eher grobschlächtige Herangehensweise von Masha und ihren Mannen überdeutlich. Immerhin drehen EXILIA beim abschließenden und nagelneuen „No Tears For You“, das qualitativ im Mittelfeld des bisherigen Bandkatalogs angesiedelt ist, dann doch noch die Verstärker auf. Bis dahin muss man aber erst einmal durchhalten und vehement gegen die beim Hören der Scheibe aufkommende Schläfrigkeit ankämpfen.

Das Multimedia-Bonusmaterial in Form von einem Video-Intro und einem sechsminütigen Akustik-Riff-Exkurs von Gitarrist Elio Alien, sowie einigen Promo-Fotos und den Lyrics zur Scheibe (in leicht abweichender Reihenfolge) tut zwar niemandem weh, stellt aber auch keinen echten Mehrwert dar und taug somit nicht zum Kaufargument. Letztlich können EXILIA ohne elektrische Verstärkung leider nicht so sehr überzeugen wie auf ihren regulären Studio-Alben. Am besten kommt ihre energiegeladene Performance aber nach wie vor live auf der Bühne zur Geltung. Anstatt ihr Geld für „Naked“ auszugeben, sollten Interessierte also lieber in ein Ticket für eine EXILIA-Live-Show investieren.

24.05.2010

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