Exhumed - To The Dead

Review

Achtung, Schlachtermesser gewetzt und Kotzeimer bereitgestellt: Zum neunten Mal in ihrer bisherigen Bandgeschichte sind die Kalifornier EXHUMED mit einem neuen Langspieler am Start. Dem Quartett wird gerne einmal unterstellt, so etwas wie die Deathgrind-BOLT THROWER zu sein. Sicherlich nicht unbedingt ein Prädikat, gegen das man grundsätzlich Einspruch erheben sollte, dennoch muss man konstatieren, dass sich im Lager der US-Amerikaner in den letzten Jahren dafür zu viel tut. Der neue Langspieler „To The Dead“ bildet diesbezüglich nur einen weiteren Baustein.

„To The Dead“ feiert verlorene Söhne

So erzählt der Favorit vieler Fans „Death Revenge“ aus dem Jahr 2017 eine schottische Mördergeschichte aus dem frühen 19.Jahrhundert. Der Nachfolger „Horror“ setzte auf klaren, organischen Sound und mit 15 Stücken auf ein Sammelsurium an teilweise fast schon punkig anmutenden Nummern, die ihre Wurzeln dann doch klarer im Grindcore versteckt hielten. „To The Dead“ ist nicht nur gemäß getätigter Aussagen von Bandkopf Matt Harvey ein Rückblick (auch in die fernere) Historie der Band, sondern auch die Inhalte bestätigen dies zweifelsfrei.

Zunächst einmal hat man sich mit dem optischen Aushängeschild diesmal richtig Mühe gegeben, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass EXHUMED nie durch besonders feine Artworks aufgefallen sind. Wichtig zu erwähnen ist darüber hinaus, dass in „To The Dead“ nicht nur der Federschwung Harveys steckt, sondern mit Matt Widener, Leon Del Muerte, Mike Beams und Bud Burke haben gleich vier ehemalige Bandmitglieder zum Songwriting beigetragen, sodass sich hier auch ein ganz anderer Grundtenor ergibt als noch auf dem Vorgänger.

EXHUMED blicken auch musikalisch zurück

Das neue Album der Exhumierten hat definitiv klassische Vibes und erinnert in seinen besten Momenten an „Symphonies Of Sickness“ oder wenn es besonders catchy wird („Rank And Defiled“, „No Headstone Unturned“) an IMPALED, die mit einer mittlerweile fast zehn Jahre andauernden Schaffenspause auch lange nichts mehr veröffentlicht haben. Dabei ist „To The Dead“ auch deutlich erdiger abgemischt – der Bass wummert ziemlich im Vordergrund, während die sich abwechselnden Toilettengrowls und hohen Screams von Harvey und Ross Sewage im Vergleich zu „Horror“ etwas mehr zurückstecken.

Doch noch viel wichtiger: Endlich schreiben EXHUMED, anstatt kurzen Ausbrüchen, wieder richtige Songs, gespickt mit feinsten Soli, Tempowechseln, fetten Grooves und ultraschnellen Blastgewittern. Ein Musterbeispiel dafür ist etwa der bereits vorab im Video veröffentlichte Song „Drained Of Color“, dessen typischer Mittelteil von mächtigen Bangerlinien eingefasst ist.

„To The Dead“ ist eine hervorragende Hommage an vergangene Tage der Band, die aber im gleichen Atemzug auch das Veröffentlichungsjahr nicht vergisst. EXHUMED beweisen an dieser Stelle nicht nur, dass mit deren ungebrochener Qualität immer noch zu rechnen ist, gleichermaßen auch, dass sich Old-School und Moderne nicht unbedingt substituieren müssen, sondern auch bemerkenswert koexistieren können.

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20.10.2022

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1 Kommentar zu Exhumed - To The Dead

  1. ClutchNixon sagt:

    Ich bin hier durchaus zwiegespalten und gebe gerne zu, dass ich seit dem großartigen Anatomy is Destiny nicht mehr so gut rein komme in die alte Muddi Exhumed.
    Es flutscht durchaus und zwischendurch ganz prächtig, aber das schnelle Geficke liegt den alten seit einer Weile nicht mehr so, wie dereinst. So sind es heuer einige stimmige Slams und gar köstliche Soli, die meine Ohren erquicken.

    7/10