EXHUMED liefern der Welt des Death Metals gerade so etwas wie eine notwendige Erfrischung. Denn während sich die viel zu melancholische und viel zu harmonische Spielweise des modernen Melodic Death Metals nach skandinavischer Art weiterhin großer Beliebtheit erfreut, bringen die US-Amerikaner um Kotzwürfel Matt Harvey den Tod dorthin, wo er auch fucking zu Hause ist: Auf den Friedhof. Dort feiert das Quartett nun eine rauschende „Funeral Party“ – mit Melodien UND fliegenden Gedärmen. Wer hier mit Gefasel von Klargesang kommt, fängt sich eine.
Die Rache des Todesbleis
Tatsächlich beweisen EXHUMED auf „Death Revenge“ ein noch feiner gewordenes Gespür für Melodien. Vor allem die Axtschwinger Harvey und Michael Burke leisten hier ganze Arbeit und klatschen uns ein paar triumphale Melodien vor den Latz. Besonders eindrücklich zeigt sich das gleich bei „Defenders Of The Grave“, bei dem ein solch melodisches Solo den ansonsten recht aggressiven Song förmlich auflockert und für einen amtlichen Höhepunkt sorgt. Da kann man nicht anders als die Mano cornuta hochschnellen lassen und zu dem nächsten kühlen Blonden greifen. Gelegentlich erinnert die Gitarrenabrbeit auch mal an IRON MAIDEN, als die noch jung und hungrig waren. Hier macht vor allem der instrumentale Siebenminüter „The Anatomy Act Of 1832“ einiges her mit seinen mehrstimmigen Gitarren – man höre nur den göttlichen Part um die 4:30-Marke herum. Doch EXHUMED gehen weiter und würzen das mit der Explosivität ihres Songwritings. Und zack, sind die besagten sieben Minuten wie im Fluge vergangen.
Dabei machen sich EXHUMED nach wie vor um das Prädikat „Gore Metal“ verdient. Es gibt zackig auf die zwölf mit geilen Sägeriffs und einem generell recht flotten Tempo, das jedoch immer wieder für ein paar atmosphärische Momente oder im Interesse der oben erwähnten, melodischen Soli aufgebrochen wird. Das bremst die Songs glücklicherweise aber nicht aus, sondern – im Gegenteil sogar – verleiht ihnen zusätzliches Gewicht. So erzeugt die Band eine wahnsinnige Heaviness, die man angesichts des flotten, wuseligen Tempos schnell unterschätzt. „Dead End“ ist in dieser Hinsicht ein hervorragendes Beispiel. Der Song lebt praktisch von seiner Schwere und verleiht so den giftigen Melodien in der Hook eine umso einschlägigere Wirkung. Und das geht ensprechend richtig hart ins Genick.
EXHUMED – jetzt auch mit Konzept
Doch all das wäre noch nicht großartig genug, denn darüber hinaus ist „Death Revenge“ ein Konzeptalbum über eine Serie an Grabrauben und Morden im Schottland des 19. Jahrhunderts. Entsprechend werden die Songs in verteilten Rollen besungen, was mit Bookletbegleitung natürlich mehr Sinn ergibt als in gehörter Form, da die Stimmen oftmals an der Unverständlichkeit grenzen. Rückkehrer Ross Sewage ergänzt mit seiner Gurgelröhre das an sich schon herrliche Gekotze von Matt Harvey, auch Michael Burke hat ein paar vereinzelte Gesangsparts. Das Ergebnis schmiegt sich wunderbar an das Knochen zersäbelnde Songwriting an. Mit der Hilfe des Booklets allerdings entfaltet sich die morbide Geschichte so richtig. Hier sei „Unspeakable“ angeführt, in dem die Handlung dramatisches Moment gewinnt und in dem auch alle drei am Mikrofon zu hören sind.
Und dann sind da ja noch die orchestralen Parts. Ja, richtig gelesen, EXHUMED haben ein orchestrales Intro und ein Intermezzo in ihr Album geschmuggelt, welche die Dramatik der Handlung zusätzlich unterstreichen. Ein bisschen cheesy muten sie an, aber sie fangen die Stimmung der viktorianischen Zeit eigentlich ganz gut ein. Zwar strikt getrennt von den eigentlichen Songs, gehen diese Parts dennoch fließend in die eigentliche Musik über und passen erstaunlich gut in das Album hinein.
Kurzum: EXHUMED sind wieder da. Und sie haben mit „Death Revenge“ einen Arschtritt vor dem Herrn abgeliefert. Diese „Funeral Party“ hat sich gewaschen und fegt einfach alles weg. Schwächen? Höchstens der Sound. Der hätte noch eine Stufe hässlicher sein können für meine Bedürfnisse. Da wär noch etwas mehr Schmutz und Kruste drin gewesen. Aber ansonsten ist „Death Revenge“ ein hervorragendes, zum Teil auch richtig melodisches Death-Metal-Album für all jende, die es mal wieder richtig krachen lassen wollen. Der Tod rächt sich hier wahrlich in fulminanter Manier.
Fun-fact: Ja, wir sind etwas spät dran mit der Review der Platte, deswegen kommt der Verweis, dass die Platte an einem Freitag den 13. erschienen ist, auch erst jetzt. Aber besser spät als nie.
Ich stimme dem Review ja grundsätzlich zu. Irritierend finde ich nur zwei Dinge. Erstens: Dass der Markt mit durchschnittlichen Melodic-Death-Metal-Releases skandinavischer Prägung übersättigt wird, ist keine Neuerung, sondern eine Entwicklung, welche man schon in den letzten zehn Jahren beobachten konnte. Zweitens ist es gar nicht so verwunderlich, dass Exhumed ein „solches Augenmerk auf Melodien“ legen, harmonische Leads gehören immerhin schon seit dem dritten Album zum Sound der Band. 😉
Hallo hans,
danke für die Hinweise. War in beiden Fällen natürlich als dramatische Überspitzung gedacht, aber schätze mal die entsprechenden Implikationen gingen dann doch nach hinten los. Habe es angepasst.
Cheers
Bestes Death Metal Album des Jahres. Punkt.
Macht richtig Spaß. Wirklich starkes Songwriting mit frischen Ideen, die perfekte Mischung aus Aggression und geilen Melodien. Vom Spaßfaktor ähnlich wie die letzte Carcass. Sehr cool! Fand die and schon immer recht cool, aber das ist mit Abstand das beste und reifste Album, dass sie bisher vorgelegt haben. Schwer zu toppen.
Jaaa … ne ne ne … nix Punkt! 😀