Exhorder - Mourn The Southern Skies

Review

EXHORDER gesellen sich zum erlauchten Kreis jener Bands, die nach langer Pause 2019 wieder mit neuem Material zurückgekehrt sind. Zwar sind die Groove-Metal-Pioniere schon seit längerem wieder vor allem live aktiv (u. a. waren sie auf dem Summer Breeze 2018 zu sehen), doch mit „Mourn The Southern Skies“ lassen die Herren um Frontschimpfer Kyle Thomas seit „The Law“ von 1992 ein neues Album in voller Länge auf die Welt los. Eine lange Zeit konnte der neue Thrash-Stoff aus den Staaten nun also reifen – hat es denn gereicht für eine reife Vorstellung?

EXHORDER und der Sprung in die Moderne

Die Antwort: Ja. Vor allem in den flotteren Parts klappt das auf jeden Fall richtig gut. EXHORDER knüppeln hierin mit einer ordentlichen Vehemenz durch die Landschaft, dass die Fetzen nur so fliegen. Der Opener „My Time“ verschwendet dabei keine Zeit, die müden Knochen in Form zu prügeln. Die Riffs sitzen wie angegossen und springen quicklebendig und aggressiv hin und her, sodass der Song zu keiner Zeit abstumpft. Weitere gelungene Uptempo-Brecher sind „Beware The Wolf“ oder „Rumination“. Die sind an sich zwar nicht sehr einfallsreich geschrieben, doch das hohe Tempo in Kombination mit einer saftigen Midtempo-Hook sorgt für reichlich Backenfutter mit Schmackes.

Das leicht gedrosselte aber dennoch sehr nervöse „All She Wrote“ kommt heavy daher mit schön fleischigen Riffs, die kurz davor sind, eine BBQ-Party auszurufen. „Ripping Flesh“ dagegen drückt dann sogar richtig auf die Tube und ist ein kurzer, knackiger und gemeiner Nackenbrecher. „Asunder“steht dem Tempo gegenüber als mächtig groovender Midtempo-Stampfer, der mit einer Monster-Hook daher kommt. Die Gitarren leisten hier ganze Arbeit, um die Rhythmik hart und effektiv zu halten. Das folgende „Hallowed Sound“ schlägt in die gleiche Kerbe – und offenbart damit aber auch den einen Schwachpunkt von „Mourn The Southern Skies“: Im Midtempo klingen die Grooves teilweise etwas zu steif.

„Mourn The Southern Skies“ funktioniert vornehmlich im Uptempo

Dabei watet sich ein „Yesterday’s Bones“ ebenfalls relativ behäbig und etwas gezwungen durch seine fünf Minuten mit einer nicht allzu auffälligen Hook. Dafür entschädigt der Song mit einem atmosphärischen Solo. Wo die Downtempo-Keule dagegen gut funktioniert, ist der abschließende Titeltrack, der fast ein bisschen Epik in sich trägt und als Rausschmeißer daher gut geeignet ist. Zwar fühlen sich die Riffs des Stückes zeitweise so an, als hätte man den Song künstlich verlangsamt, doch immerhin bringt die Über-Hook die nötige Dynamik mit, um den Track auf Kurs zu halten. Kleine Details wie die einleitende akustische Gitarre, die auf einem atmosphärischen Klangteppich daher geschwebt kommt, nebst dem elegischen Klargesang von Kyle Thomas werten den Song noch weiter auf.

Etwas kürzer und knackiger gehalten wäre „Mourn The Southern Skies“ der Brenner gewesen. So ist EXHORDER aber immerhin ein amtliches Comeback gelungen, das nicht ganz an ihre ersten Alben anschließt – dafür klingen vor allem die Midtempo-Cuts etwas zu sehr durchproduziert. Doch die Band zeigt, dass man vor allem bei ihren Geschwindigkeitsbiestern in Deckung gehen sollte, wenn man sich nicht eine amtliche Schelle abholen möchte. Also: Starkes Album mit Abstrichen.

17.09.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Exit mobile version