In dem wahrlich breit gefächerten Raum metallischer Spielarten, gehört Grindcore wohl in jene exotische Schublade, in der Neuerungen, wenn überhaupt, nur marginal vorkommen, beziehungsweise erwünscht sind. Blickt man schließlich hier zu weit über den Tellerrand hinaus, läuft man relativ schnell Gefahr, die Grundfeste der Subrichtung zu erschüttern und damit kontraproduktiv zu arbeiten. Zwischen den Jahren 2003 und 2012 sorgten die Schweden SPLITTER mit ihrem “Tragedy Grind“ für einen mehr als interessanten Drift, der sämtliche Grind-Dogmen berücksichtigte und gleichsam mit seinen manchmal gar melancholischen Melodien unglaublich frisch daherkam. Dass EXHALE mit ihrem dritten Album an ihre Landsmänner erinnern, darf hier ausschließlich positiv gewertet werden.
Tatsächlich gelingt es nämlich auch auf “When Worlds Collide“ wütend ächzende Grindcore-Motoren mit feinfühligen Melodien zu kombinieren, die das beschreibende Attribut Tragik durchaus verdient hätten. Grundsätzlich macht der Fünfer um Neusänger Martin Brzezinski keinerlei Gefangene und startet mit “Wrath Unleashed“ raketengleich in die Platte. Heftige Blasts hauen dem Hörer den Verstand in Rekordgeschwindigkeit zu Suppe, während der seit 2011 frische Schreihals stiltypische Texte dazu spuckt. Und doch bleibt hier schon eines zurück: So unmittelbar tödlich dieser Opener auch sein mag, so kann man sich dennoch an sein bemerkenswertes Arrangement zurückerinnern. Wer kann das schon nach einem halben Dutzend Kinnhaken?
Doch auch an Vielfältigkeit mangelt es seitens EXHALE nicht im Geringsten. Mit “Apocalypse“ folgt alsbald ein tanzbares Groove-Monster, das in seinen auflockernden Ausflüchten merklich in Richtung ROTTEN SOUND und Konsorten schielt. “Monuments Of The Dead“ darf dann sogar, soweit es in diesem Bereich überhaupt möglich ist, schon als tragische Hymne gelten, die aber ähnlich des gesamten Machwerks insbesondere durch seine atmosphärische Düsternis brilliert. Das im Übrigen soundtechnisch nicht über die Maßen hinaus rein gespülte “When Worlds Collide“ ist somit nämlich nicht nur der Basie in der Kauleiste des gediegenen Grinders, sondern wartet stets auch mit einer kritisch hinterfragenden Aura auf, welche die thematisierten Probleme alles andere als beschönigt.
EXHALE verfleischwolfen aktuelle Misslagen unserer Gesellschaft, und das kritisch. Schwarz. Das ist die Tragik der unvermeidlich misslichen Lage. Erschreckend gut hinbekommen!
Kommentare
Sag Deine Meinung!