Excrementory Grindfuckers - Headliner Der Herzen
Review
Es ist kaum möglich, das neue EXCREMENTRY GRINDFUCKERS-Album übler zu verreißen, als die Band es schon im ersten Song tut: „Jetzt gibt es wieder Blödelgrind / Hirn auf Durchzug“ oder „Die ganze Kinderkacke von vorn / Unglaubwürdig, selbstverliebt, unausgegoren“ oder „Einmal war’s witzig, jetzt interessiert’s nicht“.
Die GRINDFUCKERS sind anno 2010 genauso trashig, witzig und subversiv wie gewohnt. Sie covern immer noch Schlager mit Schreigesang und Blastbeat. Sie knüppeln immer noch selbstgestrickte Grindsongs mit genial-blöden Texten – eine krude Mischung aus J.B.O., KNORKATOR und I WRESTLED A BEAR ONCE. Noch immer streben sie gerade dort nach dem Extremen, wo es grotesk ist: Wer sonst nimmt ein Album mit fast 80 Minuten Spielzeit und 99 CD-Tracks auf? Das ist Mut zum Maximum gerade dort, wo es am blödsten ist. Damit hat es die Band vom Internet-Geheimtip bis nach Wacken geschafft.
Im Vorfeld war Böses zu befürchten. Viele Fun-Metal-Bands beginnen mit der Zeit am J.B.O.-Effekt zu leiden: Sie veröffentlichen immer wieder das selbe Album mit den selben Witzen. Nur sind die spätestens beim zweiten Hören nicht mehr witzig. Die GRINDFUCKERS retten sich vor dieser Misere durch eine ausgeklügelte Strategie. Ihr neues Album „Headliner der Herzen“ besteht genau genommen aus zwei Alben: Die eine Hälfte der Songs, also ungefähr 40 Minuten, sind wie gewohnt Coverversionen von Schlagersongs. Die andere Hälfte sind innovative, grindige Eigenkompositionen.
Für ihre schrägen Cover sind die GRINDFUCKERS berühmt. Man denke nur an „Ich bin so hart, ich bin so schnell, ich bin der Grindcore out of hell“ auf die Melodie von „Anton aus Tirol“. Auch auf dem neuen Album finden sich ähnliche Kaliber: Von VICKY LEANDROS („Theo, wir fahr’n nach Lodz“) über die RAVERS ON DOPE („Hardcore Vibes“) bis WIR SIND HELDEN („Endlich ein Grund zur Panik“) bleibt kein Song ungeschändet. Besonders hervorzuheben ist die „Bohemian Schnapsidee“ (QUEEN) mit dem schiefsten Falsettgesang der Musikgeschichte. Außerdem beeindruckt die Gast-Gothic-Schnitte Vic Anselmo, deren süßliches Seufzen wunderbar zu „Grindcore gibt es immer wieder“ (KATJA EBSTEIN) passt. Wohl aus Angst vor der bösen GEMA geben die GRINDFUCKERS die Originalsongs im Booklet aber nicht an.
Natürlich gibt es auf „Headliner der Herzen“ auch eine Neuauflage der Sprach-Interludes früherer Alben. Diesmal lädt Rob mit gewohnt gelangweilter Stimme zum „How 2 Grind 4 Health“-Fitnesstraining ein. Alles das kennt der geneigte Fan von den letzten GRINDFUCKERS-Alben. Auf „Headliner der Herzen“ sind die Witze nach wie vor gut gemacht, aber sie bekommen langsam einen Bart.
Was das Album rettet, sind die Eigenkompositionen. Stilistisch lehnen sie sich an die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE an: Sperriger Grindpunk mit fragmentarischen Texten. Allerdings fahren die GRINDFUCKERS mehr den Kuschelkurs. Ihre Gesellschaftskritik fällt mild aus – der Spaß steht im Vordergrund. Richtig viel Spaß machen die Songs aber meist nur mit Booklet. So offenbaren sich lyrische Perlen wie „Wohn-Haft“ über World-of-Warcraft-spielende Kellerkinder und „Flummi, das Reh“, das einen Autounfall nacheinander aus der Perspektive der Beteiligten beschreibt. Anspieltips sind außerdem „Schnick Schnack Schnuck“, „Penispropeller“ und der Live-Kracher „Wer will Grindfuckers hörn“. Manchmal überdrehen die GRINDFUCKERS die Prollschraube aber etwas: Die Zeilen „Wir haben die Taschen voller Geld / den Bauch voller Schnaps und wir fahren in den Puff, Schalalala“ passen eher an den Ballermann als nach Wacken.
Mit „Headliner der Herzen“ beweisen die GRINDFUCKERS, dass sie immer noch witzig sind. Die Covers sind gut gemacht, aber etwas abgedroschen. Doch die Eigenkompositionen verpassen dem Album eine Frischzellen-Kur. Bei fast 80 Minuten Spielzeit lassen sich einige Füllsongs kaum vermeiden, mit 10 Euro Kaufpreis treiben sich die GRINDFUCKERS aber selbst in den Ruin.
Excrementory Grindfuckers - Headliner Der Herzen
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Death Metal |
Anzahl Songs | 37 |
Spieldauer | 79:59 |
Release | 2010-07-20 |
Label | Eigenproduktion |