Excommunion - Superion

Review

Wie der Grindcore wohl entstanden ist… ob er, wie gängigerweise von musikhistorischen Langeweilern verlautbar wird, einfach aus jenem Bedürfnis eines kettenschweren Rudels nackenkraftstrotzender Deathmetaller entsprungen ist, die lahmen Obituary-Vinyle auf 45“-Speed anzukurbeln, um das bislang erreichte Brutalo-Limit noch einmal durch Heraufsetzung der Rasanz einzureissen? Oder ist er vielleicht zum ersten Mal bei einem 12-jährigen Lausebengel während der legendären NWOBHM psychologisch verzerrt als Krankheitsbild in Erscheinung getreten, nachdem das innerfamiliär als „Mutter“ bagatellisierte Monster zweimal pro Tag den Teppichprügel über das Sitzfleisch des Knaben hämmerte und sein Über-Ich diese 600 bpm als Musik pathologisch zwangsverharmloste? 5 Jahre später könnte sich aus diesem Trauma Grindcore manifestiert haben… Vielleicht ist er aber auch nur zufälliges Produkt eines nebenberuflich als Drummer engagierten Presslufthammerführers. Wie dem auch sei, leider ist oft das einzig Beeindruckende einer Band, die sich „Grindcore“ auf die Fahnen schreibt, eben dieses Kennzeichen des Genres, die Geschwindigkeit, welche meist mit einer nicht unschwierigen, aber scheinbar doch erlernbaren Technifizierung des Presslufthamm… Verzeihung, des Schlagzeugers einhergeht. So auch bei Excommunion. Drummer Dustin Selveen leistet ganze Arbeit. Auch sonst ist alles beim Alten im Genre: Auch die Gitarren fahren das bewährte Knüppel-aus-dem-Sack-Schema in wahrhaft mannhaftem Tempo, und der fleischige Borstenvieh-Radau aus der Gurgel von Gitarrist Kyle Spanswick reicht als vokale Pflichtaddition zur hier gebotenen Apokalypse im Schweinestall. Während also der Metzger am Schlagzeug artig die Klingen wetzt und die Gitarren die Meute in Richtung Bolzenschuss treibt, grunzt das liebe Vieh sein Requiem. Gut, ja, liebe Fans, es ist auch schön brutal, wie Ihr es liebt, und das Cover-Artwork gehört nebenbei auch mit zu den Attraktiveren. Aber fad ist der Krawall nichtsdestotrotz nach zwei Durchläufen. Ein Schwein kann man eben nur einmal schlachten. Vergleiche mit anderen Größen im Brutalinski-Dunstkreis wie beispielsweise Cryptopsy sind nicht unangebracht, technisch hinken Excommunion gar nur einige wenige Kilometer hinterher… kompositorisch aber kann das polnische Quartett nur bedingt mitbieten, es mangelt deutlich an Überraschungen in der Komposition, die das klassisch wertgeachtete Melodiedefizit ausgleichen müssten. Hier und da verlangsamt der Schlächter auch mal den unbarmherzigen Rhythmus seiner mordend niederfahrenden Fäuste, was aber der Musik auch nicht wirklich Kontur zu geben vermag. Jene, die auf diesem Debüt noch so etwas wie Melodie erhoffen, glauben sicher auch noch an das Gute in Karl Moik. Wer jedoch auf Schnetzel-Bonus und Gehacke-Zulage Wert legt ungeachtet einiger Längen, kann sich bei den Fleischhauern von Excommunion in fachkundiger Behandlung wähnen…

06.05.2002
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