Evoke Thy Lords - Drunken Tales

Review

Auch wenn EVOKE THY LORDS scheinbar auf alkoholinduzierten Rausch beim Erzählen ihrer Geschichten zu schwören scheinen, empfehlen sich für den Genuß von „Drunken Tales“ fraglos Rauschmittel pflanzlicher Art, beides vorzugsweise an einem friedlichen, warmen, freien Tag kombiniert, man will im Stoner Doom/Rock ja nicht hetzen und schon gar nicht an den nächsten Arbeitstag denken. So weit so normal für ein Genre, das aktuell ein enormes Revival feiert aber allzu oft lediglich bekannte Formeln wiederholt,…

…denen sich EVOKE THY LORDS aber offenkundig verweigern. Bemerkenswert ist bereits, dass, immerhin sind wir hier bei Solitude Productions, hier Russen am Werk sind, genauer gesagt vier Doomster aus dem sibirischen Novosibirsk und bekanntlich ist da ja nix mit Wüste, Kakteen und heißem Sand. Skurriler ist jedoch die Art und Weise, wie EVOKE THY LORDS ihren überaus soliden, von Sabbath-Groove durchzogenen und mit furztrockenen Gitarren dahinriffenden Stoner Doom über das gewöhnliche Maß hinausheben: nämlich mit einer Flöte als Lead-Instrument. Das an sich gute, mit ausreichend schmissigen Parts gespickte aber nicht überaus spektakuläre Songwriting wird durch den von Irina Drebushchak bedienten Holzbläser enorm aufgewertet. Den vorwiegend instrumental gehaltenen fünf Songs wird so ein ziemlich psychedelisch-progressiver, fast schon folkiger Touch verpasst, der „Drunken Tales“ insgesamt sehr gediegen und locker ausfallen lässt. Kehrseite: einigen Puristen, die ihren Trockensound traditionell staubig möchten, wird das Gefiedel nach einer Weile sicherlich mächtig auf die Nüsse drücken.

Weniger Reizthema dafür nicht minder überzeugend ist die Vocal-Arbeit von Basser Alexey Koslov, dessen Growls nicht im herkömmlichen Sinne übelst tief mit Macht und Gewalt drönen, sondern sich eher als eine Art heiseres Grummeln nicht in den Vordergrund drängen und angenehm zum entspannten Gesamtbild passen. Einzig beim Rausschmeisser „Cause Follows Effect“ sind sie deutlich prominenter nach vorne gemischt, was dem Song aufgrund seines viel aggressiveren Charakters und seiner Nähe zum Funeral Doom aber ebenso gut steht. Mal ein erfrischend anderes Release aus dem Hause Solitude Productions.

08.08.2013
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