Evohé - Deus Sive Natura

Review

Soundcheck Mai 2019# 12

Einen Veröffentlichungs-Overkill kann man EVOHÉ aus Frankreich nun wirklich nicht vorwerfen. Bereits 2001 gegründet, haben es die Black-Metaller bis heute gerade mal auf ein Demo und zwei Longplayer gebracht. Qualität statt Quantität also? Fest steht auf jeden Fall, dass sich der Stil über die Jahre gewandelt hat. Zwar waren Pagan-Einflüsse von Beginn an heraushörbar, dennoch nahm dieser Anteil immer weiter zu. Nun steht, nach fast acht Jahren Wartezeit, mit „Deus Sive Natura“ Album Nummer drei in den Startlöchern und bildet den Einstand beim Berliner Label Folter Records. Welche Entwicklung haben EVOHÉ seit 2011 durchgemacht?

EVOHÉ – Französische Wikinger?

Schon „Different Worlds“ zeigt, dass der Mix aus Pagan und klassischem Black Metal weiterhin zu jeder Zeit präsent ist. Die Pagan-Einschübe klingen ziemlich nach – auch wenn der Begriff mittlerweile verhasst ist – Viking Metal und haben ihren Ursprung deutlich im skandinavischen Folk. Inwieweit das bei einer Band, die doch aus deutlich südlicheren Gefilden stammt authentisch ist, sei dahingestellt. Schneebedeckte Gipfel sollte es in deren Heimat, den französischen Alpen, zumindest reichlich geben.

Der Black-Metal-Anteil kommt in dem Sinne modern daher, dass er starke Ähnlichkeiten zu anderen aktuellen und eher naturverbundenen Formationen aufweist. Abwechslungsreiche Riffs hat man in jedem Fall in petto. So kann „Nemesis (Hall Of The Slain)“ mit groovigen, fast schon schmissigen Gitarren glänzen, die auch zu VREID oder Eses Projekt nach seinem Ausstieg aus selbigen, SLEGEST, passen würden. Schnelle und teilweise unerwartete Tempowechsel, die in den meisten Fällen nicht all zu konstruiert wirken, sorgen ebenfalls für Auflockerung. In den besonders melodischen Momenten, z.B. in „Sleeping With Wolves“ scheint man auch ein wenig Richtung Island zu schielen, hier und da kommen einem z.B. AUÐN in den Sinn.

An der Produktion gibt es kaum etwas zu kritisieren. Der für Black Metal erstaunlich druckvolle Sound passt einfach gut zu dem Material von „Deus Sive Natura“. Dem Purist dürfte das allerdings aufstoßen, denn klirrende Kälte strahlen die Songs dadurch nicht immer aus. Wer seinen Black Metal also möglichst räudig haben möchte, wird von EVOHÉ eher nicht bedient. Auch die Folk-Ballade „Flygja“ dürfte diese Zielgruppe ziemlich – Achtung, Kalauer – kalt lassen.

Alles gut also? Theoretisch ja. Hätten die Franzosen nur nicht einen großen Hang dazu, Songs gnadenlos in die Länge zu ziehen. Bitte nicht falsch verstehen, es mangelt nicht an guten Ideen, aber auf den Punkt zu kommen fällt ihnen ganz offenbar extrem schwer. Das wird schon in den vier Songs mit einer Spielzeit von über sechseinhalb Minuten deutlich. Den Vogel schießt aber natürlich der Rausschmeißer „The Thousand Eyes Of A Lonely Soul“ ab. Die einzelnen Parts werden für sich genommen schon stark ausgewalzt, aber vor allem ist da einfach kein Spannungsbogen, der den Hörer über 17 (!!!) Minuten bei der Stange zu halten vermag.

Besserer Durchschnitt – „Deus Sive Natura“

„Deus Sive Natura“ stellt definitiv eine erneute Weiterentwicklung und auch das bislang stärkste Release für EVOHÉ dar. Fraglich ist eher, aus welchen Lagern man seine Fanschar rekrutieren kann. Black Metallern ist möglicherweise zu viel Pagan enthalten, der Pagan-Fraktion ist es eventuell zu schwarzmetallisch. Dennoch gibt es hier für alle, die beiden Stilrichtungen nicht abgeneigt sind, einiges zu entdecken.

Das größte Problem von „Deus Sive Natura“ ist unter dem Strich aber das Songwriting. Die Songs sind fast durchgängig zu lang, allen voran „The Thousand Eyes Of A Lonely Soul“. Sicher, lange Songs sind im Genre nichts ungewöhnliches, allerdings sollten diese erzählerisch nachvollziehbar sein oder zumindest durchgehend eine Atmosphäre aufbauen und halten können, die den Hörer dauerhaft vom Weiterskippen abhält. Das gelingt EVOHÉ leider oftmals nicht. Es bleibt eine handwerklich gut gemachte Scheibe mit interessanten Ansätzen und einigen leichten Ausreißern nach oben. Letztlich positioniert man sich aber nur knapp über dem absoluten Durchschnitt.

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24.05.2019

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