Evocation - Tales From The Tomb

Review

Manchmal dauert es einfach etwas länger. Mit EVOCATION steht anno 2007 eine Band auf der Matte, die nun, stark 15 Jahre nach ihrer Gründung, endlich ihr Debütalbum auf den Tisch legt. Allerdings muss man dazu sagen, dass es die Band zwischenzeitlich 13 Jahre lang nicht gegeben hat. Damals brachte man es auf zwei Demos, für die man sich ins Sunlight Studio zu Thomas Skogsberg begab. Kurz danach war allerdings Schicht im Schacht und die Band trennte sich aufgrund musikalischer Differenzen. Im Jahr 2004 haben Breath Of Night Records die beiden Demos ausgegraben und auf CD wieder veröffentlicht. Als positiven Nebeneffekt gibt es EVOCATION seither auch wieder als Band.

Und diese Wiedervereinigung zählt keineswegs zu denen, die einem nur ein gelangweiltes „Muss das sein?“ entlocken. EVOCATION haben es geschafft, den Schweden-Sound von vor 15 Jahren ins neue Jahrtausend zu holen und dabei so zu klingen, als hätten sie die Scheibe bereits damals aufgenommen. In Zeiten, in denen sich die Überbleibsel der schwedischen Elite (mit Ausnahme von DISMEMBER) in modernistischem Aktionismus verliert, klingt eine Platte wie „Tales From The Tomb“ einfach nur erfrischend! Und das nicht trotz, sondern gerade wegen ihres Retro-Charmes. EVOCATION sind mit ihrem Sound zwar deutlich in der Stockholmer Ecke anzusiedeln, verdanken diese Verortung aber hauptsächlich dem räudigen Gitarrensound, den man sonst auch von DISMEMBER her kennt. Vom Feeling und vom Vibe her steht man allerdings Göteborg-Formationen wie EUCHARIST deutlich näher. Kein Wunder, liegt deren Heimatstadt Veddige doch unweit von Borås, wo EVOCATION ihre Wurzeln haben.

Das ein oder andere Mal weht auch ein laues jüngeres CARCASS-Lüftchen durch die Boxen, was das Material trotz seines dreckigen Sounds relativ relaxt und groovy ausschauen lässt. Überschaubares, aber keineswegs langatmiges Midtempo prägt die Songs, großartige Geschwindigkeitsausbrüche oder gar Blastbeats sind zwar die Ausnahme, fehlen aber trotzdem nicht. Authentizität lassen EVOCATION zu keiner Sekunde vermissen. Das Label „old school“ tragen sie damit völlig zurecht. Und das zieht man auch durch: Mit dem Cover Artwork hat man ganz stilsicher Dan Seagrave beauftragt, der auch die Bildsprache von einst noch immer beherrscht.

Resümierend bleibt zu sagen: Was DEATH BREATH für die rumpelnde REPULSION-/AUTOPSY-Fraktion sind, sind EVOCATION für die melodischeren Vertreter. Herrlich! Wer mit den ganzen „modernen“ Veröffentlichungen unserer Zeit hadert und zu Nostalgie neigt, der hat mit „Tales From The Tomb“ endlich wieder eine Platte, bei der er nicht jeden Satz mit „damals“ anfangen muss.

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26.04.2007

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1 Kommentar zu Evocation - Tales From The Tomb

  1. David sagt:

    Dem ist absolut nichts hinzuzufügen! Außer vielleicht der Tatsache, dass ein Song wie "Feed The Fire" jetzt zu den absoluten Klassikern des Stockholm-Sounds gehören würde, wenn er Anfang der 90er schon veröffentlicht worden wäre. Aber was nicht ist, kann ja noch werden…

    P.S.: Nur Dismember halten noch den alten Spirit aufrecht? Was ist bitte mit Unleashed? In meinen Augen haben gerade jene mit ihrem aktuellen Album einen absoluten Killer abgeliefert, der sowohl heute als auch vor 15 Jahren bestehen kann.

    8/10