eVo deVo - Faked Reality

Review

Das extrem schicke Cover-Artwork kann einen zunächst etwas in die Irre leiten. Denn mit modernen Klangexperimenten, Industrial oder womöglich gar Metalcore haben die Karlsruher EVO DEVO nichts am Hut. Stattdessen ergänzen sie ihren alternativen Rock-Sound mit reichlich altmodisch anmutenden Elementen von der Extraportion klassischem Rock’n’Roll bis hin zu herrlich funkigen Gitarren-Riffs. Und trotzdem wirkt das Endergebnis alles andere als anachronistisch und funktioniert bereits ziemlich gut.

Für die zweite EP einer Nachwuchsband klingt „Faked Reality“ erfreulich ausgereift. Die Songs gehen schnell ins Ohr, sind angenehm kompakt gehalten und weisen doch einige Finessen auf. So glänzt „Vultures“ mit einem groovigen Ohrwurm-Gitarren-Riff und unwiderstehlichen Off-Beat-Parts, während der Opener „Let’s Roll“ in dieselbe Gute-Laune-Boogie-Woogie-Kerbe haut, die mich bereits an den GUNS OF MOROPOLIS schwer begeistert hat. Verspieltheit ist eben Trumpf und wenn die Musik so ohrenfällig von Herzen kommt wie hier, kann man es dem Quartett auch verzeihen, dass im Detail noch Verbesserungsbedarf besteht und manche exotischere Einflüsse erst noch vollends in den Bandsound hineinwachsen müssen.

Die Stimme von Mathias Weber schließich macht EVO DEVO zu etwas ganz besonderem. Zwar lässt der Frontmann gelegentlich noch technische Unsicherheiten erkennen und manche Parts könnten etwas kraftvoller intoniert sein, das gleicht er aber mit viel Wärme und Eigenständigkeit aus. Entfernt fühlt man sich an Serj Tankian erinnert, dessen Stimme oftmals ähnlich losgelöst über der Musik von SYSTEM OF A DOWN schwebt und dabei ganz wunderbare Kontraste schuf, die man so bei kaum einer anderen Band findet. Nun eben bei EVO DEVO – und auch wenn sie insgesamt weniger abgedreht und bodenständiger wirken, lohnt es sich definitiv, diese Band auch zukünftig im Auge zu behalten.

Leider ist die „Faked Reality“-EP derzeit nur direkt über die Band erhältlich. Wer aber nicht zur Fraktion der Social-Media-Verweigerer zählt, sollte dringend über ihre Facebook-Seite mit den Jungs in Kontakt treten, auf der auch einige Hörproben zu finden sind.

24.05.2012

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