Evildoer - Terror Audio

Review

„Herr Müller, kommen Sie wieder ins Behandlungszimmer! Stellen Sie sich nicht an wie ein kleines Kind!“ „Nie im Leben, Herr Doktor… und legen Sie dieses… DING weg. Sie können sich den Klistier selbst in den Hintern rammen!“ „Hören Sie Herr Müller, wer wird denn wegen eines kleinen Einlaufs so einen Aufstand machen … kommen Sie sofort wieder rein!“ „Ihr kriegt mich nicht…!“ „Dann zwingen Sie mich, bis zum Äußersten zu gehen, Herr Müller!“

„Was ist denn das? Weg damit … fallen lassen! Ich hab’ gesagt WEG DAMIT!“ „Es tut mir sehr leid, dass Sie sich so sträuben, hehe…“ spricht Dr. Furunkel und legt in die praxiseigene Stereoanlage die akustische Einlaufersatz-CD aus Schweden ein, die zugleich auch als sonischer Anästhesistenersatz für eine prompte Sedierung sorgt. Was Herrn Müller da aus den Boxen entgegenrauscht, macht die Aussicht auf einen bloßen Einlauf mehr als verlockend.

Nach dem zweifelhaften „Genuss“ der Platte ist wirklich jedes erdenkliche Fitzelchen aus jeder vorstellbaren Körperöffnung rausgespült. Davon kann Herr Müller getrost ausgehen. Dafür muss er wohl nach der Behandlung auch gleich einen HNO aufsuchen und sich des Tinnitus erwehren. Das ist so, als hielte man sich die Hilti gleich an die Schläfe. Dass die 5 schwedischen „Pfleger“ wohl selbst jeden Freitag einen Einlauf verpasst bekommen, liegt angesichts der unglaublich gereizten Stimmung und der durchgehenden Brutalität der Scheibe recht nahe. Die wilde Horde hat bestimmt monatelang nicht gut geschlafen und wird jetzt auf ahnungslose Patienten losgelassen. Den Fuß fast unentwegt auf dem Gaspedal, prügeln, schreddern, brüllen und wüten sich die Kerle durch 11 Stücke monströsen Stahls, die eine Wurzelbehandlung und anschließende Vivisektion zum Kindergeburtstagsprogramm degradieren. Spieltechnisch ist man voll auf der Höhe, nur leidet der ansonsten mächtig druckvolle Sound an der Tatsache, dass die Produktion ein wenig undifferenziert daherkommt.

Wer sich als Einlaufersatz sonst solche Combos wie Carnal Forge oder The Haunted gegönnt hat, wird bei Evildoer so einige Merkmale der vorgenannten Bands wieder finden, nur ist dieses Debüt noch aggressiver und kompromissloser, verwendet auch NeoThrash Versatzstücke und grindet hin und wieder sogar („Right Hand Servant“). Nur selten wird die Geschwindigkeit gedrosselt, nur selten hält der wie ein waidwunder Grizzly röhrende Fronter mal das Maul, nur selten bleibt mal ein Song in der Birne hängen. Da ist seit Song Nummer 4 der schädelspaltenden Platte zwar nicht mehr viel dringeblieben, was sich an auch nur irgendeinen Song erinnern kann, aber trotzdem wird auch dem letzten Darkane Fan klar, dass das Songwriting an akuter Abwechslungsarmut leidet und bei den meisten Tracks einfach ein paar nötige Breaks mehr und Strecken zum Luftholen fehlen. Zwar sind hin und wieder einige kräftige und recht überzeugende Riffs und Refrains dabei (so geschehen auf „FearDotGov“, „The Deviant“ und vor allem „Day Of Torment“), die auch einen Langzeiteffekt erzielen, aber „Terror Audio“ über die ganze Spiellänge ist verdammt anstrengend. Eben reiner Terror.

An solche Elchtöter wie Chastisement, die in eine ähnliche Kerbe schlagen, dabei aber wesentlich abwechslungsreicher zuwerke gehen, kommt man bei Weitem noch nicht heran. Zu bekannt sind die Zutaten, die Evildoer hier verwursten, zu gesichtslos der Vortrag der zugegeben beachtlichen Brutalität. Aber das dürfte dem mittlerweile schon niedergeknüppelten Herrn Müller auch herzlich egal sein, der den lieben Dr. Furunkel bereits seit dem thrashigen „Gunshell Revenge“ (feiner Song) förmlich um den angedrohten Einlauf anfleht.

Aber nach dem Fall Müller haben die „Deutsche Apotheker Zeitung“ und das „Deutsche Ärzteblatt“ bereits empfohlen, „Terror Audio“ nicht mehr als Einlaufersatz zu verwenden.
Dafür zeigte sich die Baubranche umso interessierter… genauer gesagt sämtliche Abbruchunternehmen.

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18.10.2005

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