Evildead - Toxic Grace

Review

Bereits 1987 gründeten sich die US-Thrasher EVILDEAD aus Los Angeles und veröffentlichten 1989 („Annihilation Of Civilization“) und 1991 („The Underworld“) zwei Alben, die unter der Rubrik Geheimtipp einzusortieren sind. Der zweite Versuch zwischen 2008 und 2012 blieb ohne Studiooutput. Seit 2016 sind die Herren wieder aktiv. Auf “United States Of Anarchy” (2020) folgt “Toxic Grace”.

EVILDEAD und die toxische Armut

Die Besetzung des Fünfers besteht heute ausschließlich aus Mitgliedern, die bereits in den 80ern und 90ern aktiv waren. Seit der Reunion zeigt sich die Bandbesetzung stabil und unverändert gegenüber dem Vorgängeralbum. Vor der ersten Note ergibt sich ein Fragezeichen bei der Betrachtung des Coverartworks. „Wear Your Mask, Question Nothing, Stay At Home“ steht dort unter dem Nachrichtensprecher auf einem Bildschirm. Beim Blick in die Lyrics entpuppt sich der Ansatz aber nicht als Corona-Verschwörungstheorie. Es geht um die bekannten Themen der Zeit wie Desinformation via Social Media oder der Ausbreitung von KI.

Warum EVILDEAD in den späten 80ern wie auch heute im Schatten der bekannten Bay-Area-Thrasher steht, zeigt sich auch auf „Toxic Grace“. Die Herren zocken sich technisch sauber durch ihre neun Songs. Was fehlt ist die letzte Konsequenz und die hervorstechenden Momente, um mit anderen US-Thrashern wie SACRED REICH oder VIO-LENCE im gleichen Fahrwasser zu schwimmen.

Die Nummern schreddern und gehen nach vorne, aber der Druck und die Ausgewogenheit von den bekannten Genregrößen liefern EVILDEAD auf „Toxic Grace“ nicht. Zum Beispiel ballert „Reverie“ amtlich auch den Boxen. Die Instrumente stechen hervor, dafür fehlt dem Gesang die notwendige Prägnanz.

Das zwei Gitarren bei EVILDEAD agieren, kommt bei „Raising Fresh Hell“, „Stupid On Parade“ oder „Poetic Omen“ zwar zum Vorschein. Gefühlt lassen die Protagonisten das Potential für ein druckvolles und abwechslungsreicheres Riffing ungenutzt. Der typische US-Groove steht im Vordergrund und stampft aus den heimischen Lautsprechern.

Das Potential in dem Fünfer schlummert zeigen „Subjugated Souls“, „Fear Porn“ oder der Langläufer „Bathe The Fire“. Es wird nicht nur auf einen stampfenden Groove, sondern auf eine interessante Melodieführungen und Saitenarbeit gesetzt.

„Toxic Grace“ und EVILDEAD schöpfen ihr Potential nicht konsequent aus

Das vierte Studiowerk von EVILDEAD ist kein schlechtes Album, gefühlt lassen die Herren ihr Potential in Teilen ungenutzt. Nummern wie „Fear Porn“ oder „Bathe The Fire“ zeigen die Möglichkeiten des Quintetts. Es befinden sich aber genauso einfach gestrickte Groove-Stücke wie „Raising Fresh Hell“ oder „Stupid On Parade“ auf der Platte. Ein weiteres Manko ist der Gesang von Phil Flores, dem des Öfteren die Durchschlagskraft fehlt.

Am Ende dürfte „Toxic Grace“ vor allem etwas für die Thrash-Metal-Die-Hard-Fraktion sein, die neben den bekannten Genregrößen noch weiteres Material in ihrer Plattensammlung benötigen. Für alle anderen musikbegeisterten Menschen ist es ein Werk mit Licht und Schatten.

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23.05.2024

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