EVERY TIME I DIE aus Buffalo sind eine dieser Band, die immer gut bis sehr gut abliefern. Das ist einerseits schön, dämpft aber auch die Erwartungshaltung, da man „ja eh weiß, was kommt“. Das aktuelle achte Album „Low Teens“ bietet im Vergleich zum direkten Vorgänger „From Parts Unknown“aber die damals von Kollege Kostudis vermissten Hits und darüber hinaus noch deutlich zupackendere Texte. Sänger Keith Buckley musste eine schwere Zeit durchmachen, hat sich den Frust von der Seele geschrieben und geschrien. Alle Ängste, die er aufgrund der Schwangerschaftskomplikationen seiner Frau mit ihr gemeinsam durchstehen musste, hat er auf „Low Teens“ eingemauert und festgehalten.
EVERY TIME I DIE liefern alles etwas tiefer
Am musikalischen Konzept haben EVERY TIME I DIE nicht wirklich etwas gedreht, lediglich die Daumenschrauben etwas angezogen und manche Momente konsequenter durchgezogen. „Fear And Trempling“ eiert kurvig und gleichzeitig groovend los, ziemlich schnell eskalieren die Amerikaner mit tiefen Tönen. EVERY TIME I DIE prügeln sich gewohnt deftig durch punkige Stücke und lassen einige Male interessiert aufhorchen. Aggressionen sind immer noch der beste Motor, so pissig klangen die vorher aber nicht?! Das vorwärts preschende „“I Didn’t Want to Join Your Stupid Cult Anyway” wildert angespitzt in Thrash-Gefilden und geizt nicht mit Eskalationen. Auffällig ist auch, dass „Low Teens“ vollkommen und nicht gekürzt wirkt, es passiert wahnsinnig viel und doch knacken die meisten Songs nicht mal die 3-Minuten-Marke.
“C++ (Love Will Get You Killed)” nimmt sich gesanglich im Verhältnis etwas zurück, die Riffs drücken aber wie eh und je und sträuben sich vehement gegen jede Harmonie – hier wäre dann schon der erste Hit der Platte, ein Song nach dem sich auch NIRVANA zu Bleach-Zeiten alle Finger geleckt hätten. Und jede heute noch übrig gebliebene Grunge-Truppe oder Alternative-Band würde sich wünschen Hymnen und Staub so zusammenbringen zu können, wie EVERY TIME I DIE in „Two Summers“. Schon beeindruckend, wie sich beinahe Stadionfeeling breit macht, die Band sich dann doch für den Trampelpfad entscheidet und mithilfe von Scotch-getränkten Riffs Staub und Dreck aufwirbelt. Und damit nicht der Eindruck eines Zufallstreffers entsteht, wird das Kunststück im folgenden „Awful Lot“ erneut vorgeführt und mit leicht leiernden Klaviersounds stilvoll zu Ende gebracht. EVERY TIME I DIE meistern wirklich jede Situation, schaffen auch die Southern-Rock-Momente komplett auszufüllen und sich doch irgendwie zu eigen zu machen („It Remebers“)
Die Extraschippe Qualität für „Low Teens“ liefern aber wie eingangs erwähnt, die Texte, die Verarbeitung wahrer Begebenheiten und die damit spürbare Tiefe, als Beispiel sei mal das intensive „Petals“ genannt – wobei EVERY TIME I DIE auch noch nie eine oberflächliche Band waren. Im abschließende „Map Changes“ laufen alle Ströme ganz natürlich zusammen und EVERY TIME I DIE zelebrieren einen zeitlosen Song, der alle ihre Stärken vereint. Die Band zieht alle verfügbaren Waffen, das sind bekanntlich viele, und schießt. Keith Buckley spielt den Joker des variablen Gesanges gnadenlos aus, Uneingeweihte werden von mehreren Sängern ausgehen. Gastsänger gibt es aber nur in zwei anderen Songs. Er baut gemeinsam mit der Instrumentalfraktion epische Soundwände und springt noch dazu scheinbar mühelos von tanzbar in trotzig trampelnd – Glanzstück, Hut ab!
So schließt die Review von „Low Teens“ mit einer Empfehlung und 8 Punkten ab, genau wie die letzte Platte. Trotzdem muss man festhalten, dass EVERY TIME I DIE in Sachen Variabilität grundsätzlich kaum einer etwas vormacht und das aktuelle Werk eine Spur nachdrücklicher ist, als die vorherigen Alben der Band. Pitfreunde können sich schon die Hände reiben, denn „Low Teens“ ist darüber hinaus äußerst livetauglich, auch in Bezug auf Live-Intensität macht EVERY TIME I DIE nämlich auch kaum jemand etwas vor.
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