Everon - North

Review

Geschlagene sechs Jahre ist es her, dass EVERON mit „Flesh“ das bisher letzte Lebenszeichen von sich gaben. Es entzieht sich zwar meiner Kenntnis warum es zu dieser langen Pause kam, aber sie hat der Musik EVERONs jedenfalls hörbar gut getan.

Mit „North“ legen die Deutschen nun ihr siebtes Album vor und präsentieren sich großzügiger und gekonnter denn je. Ich hielt EVERON stets für eine gute Band, wenngleich mich keines ihrer anderen Alben so angesprochen hat wie das 1995er „Flood“, empfand ihr bisheriges Schaffen jedoch als entbehrlich, bzw. ausschließlich für Prog-Interessierte ansprechend. Mit North“ zeigt die Band jedenfalls, das deutlich mehr in ihnen steckt, als Musik voller Pathos und aufgeblasener Arrangements zu schreiben. Endlich stimmen wieder das Feeling und die Überzeugung in den Songs. Die Musik packt einen wieder.

EVERON schaffen auf „North“ die perfekte Gratwanderung zwischen Tiefgang, Pathos, Melancholie, Bombast und schlichtweg musikalischer Ästhetik. Jeder Ton sitzt an seinem richtigen Platz und man spürt jedem noch so detailliertem Arrangement den erforderlichen Aufwand beim Songwriting an. Und selbst das sehr stimmige und zugleich wunderschöne Coverartowk fügt sich absolut passend in den Gesamtkontext des Albums ein.

Natürlich hört man auch auf „North“ die typische Art EVERONs heraus, Songs zu spielen und aufzubauen, aber man hört auch eine Band, die sich auf ihrem Weg deutlich verfeinert und schlicht verbessert haben. Die hier gebotene Dramaturgie und spieltechnische Ausarbeitung ist mittlerweile einwandfrei und dürfte auch als Markenzeichen für diese Band zu nennen sein. Es sind demnach eindeutig EVERON, die hier zu hören sind, aber trotzdem weitaus gekonnter und einfach reifer als früher. Das progressive Element sticht nach wie vor heraus und wird mit klassischen, sowie melodischen Rock-Elementen kombiniert.

Im Ganzen ist „North“ sehr aufwändig gestaltet und dient keineswegs zur Hintergrundberieselung, da dadurch die Spannungen und spielerischen Feinheiten nicht wahrgenommen werden können. Dieses Album sollte am Besten bei völliger Entspannung und leicht gehobener Lautstärke genossen werden, damit sich einem die Songs auch wirklich rundum erschließen können und man das Gesamtwerk der Musik versteht. Wer sich nicht intensiv mit „North“ beschäftigt wird das Album vermutlich auch nicht adäquat aufsaugen und kann es einfach nicht so verstehen, wie es von der Band gewünscht ist.

Egal ob man es nun Progressive Rock oder Bombast Rock oder was auch immer nennt. EVERON sind in ihrem Element und angesichts des vorliegenden Albums darf auch zukünftig wieder mit ihnen zu rechnen sein. Daumen hoch, aber ohne mit der Wimper zu zucken.

28.04.2008
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