Europe - Last Look At Eden (EP)
Review
Gut, vielleicht sind EUROPE mit keyboardgeschwängertem Weicheierrock populär geworden, vielleicht haben sie nicht nur mit ihren Balladen zu sehr auf das weibliche Publikum gesetzt, vielleicht sind Joey Tempest und Co. immer noch das Synonym für grauenhafte Frisuren der Achtziger. Und vielleicht haben es sich die Jungs durch diese Faktoren per se mit dem Metalpublikum verscherzt.
Da John Norum aber immer schon einen ausgezeichneten Ruf als Gitarrist hatte und der blond(iert)e Frontmann Tempest sein Image als singender Fönvirtuose bereits vor geraumer Zeit abgelegt hat, ist es nur fair, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Fakt ist doch, dass die Schweden es immer verstanden haben, gute und massentaugliche Musik zu produzieren – und offenbar sind ihnen die Ideen noch nicht ausgegangen. Davon zeugt jedenfalls die neue EP „Last Look At Eden“, die als Appetizer knapp drei Monate vor dem gleichnamigen Album veröffentlicht wird.
Fünf Tracks sind auf der EP enthalten, wovon die beiden Tracks „Last Look At Eden“ und „U Devil U“ ebenfalls auf dem Album enthalten sein werden. Ersterer ist ein düsterer Song mit monumentalen Keyboards, dessen Refrain nicht sofort zündet, der aber spätestens nach dem fünften Durchlauf nicht mehr aus dem Gedächtnis verschwindet. „U Devil U“ wiederum ist ein flockiger Rocker mit luftigen Gitarren – und einem flotten Refrain. Die Live-Versionen von „Superstitious“ und „Start From The Dark“ (man beachte die Auswahl: ein Track aus der Zeit vor dem Split, einer vom Reunionalbum) sollen wohl am ehesten zeigen, dass EUROPE auch auf der Bühne eine gute Figur abgeben. Dafür taugt allerdings das LED-ZEPPELIN-Cover „Since I’ve Been Loving You“ besser, denn hier spielen die fünf Musiker ihre ganze Routine aus: Das Stück klingt weder kalt noch aufgesetzt – gelungene Kür.
Ob die Livestücke allerdings als Kaufanreiz taugen, muss jeder für sich selbst entscheiden: Derzeit jedenfalls ist die EP „Last Look At Eden“ eine durchaus lohnende Angelegenheit: Die Liveversionen – allen voran das Cover – sind ordentlich und die beiden neuen Tracks machen Appetit auf mehr. Mit Keyboards und ohne Dauerwelle.