Gothic-Vibes, Irrgarten, Dark- und Death-Metal im konsequenten Verbund? Das war in den letzten 10 Jahren auch die bevorzugte Klanglandschaft von ETERNAL TEARS OF SORROW. Die Finnen waren dabei durchaus harsch („Vilda Mannu“), aber auch verspielt zuletzt: denn auf „Chaotic Beauty“ und „A Virgin And A Whore“ zelebrierte die Band auch girlandenhaft-umschlungene hochmelodische, manchmal mit sehr viel Finnvox-Zuckerwatte versehene Songs, die jedoch meist den Absprung von der Schanze schafften und im 125 Meter-Bereich einkamen, soll heißen in der Gruppe derer, die zwar nicht ganz oben stehen werden, aber dennoch stets ganz gut abschneiden.
„Before The Bleeding Sun“ nennt sich nun das im letzten Jahre nach mehrjähriger Pause erschienene Comebackalbum des Finnenfünfers. „Sweet Lilith Of My Dreams“ ist ein flotter Opener, der alles aufbietet, was diese Band auszeichnet: druckvolle Gitarrenlicks, den typisch heiseren Gesang von Altti, die barock eingesetzten Keyboards, eine solide dramatische Grundstimmung und das verschnörkelte Zusammenspiel der Rhythmusabteilung. „Another Me“ fährt heavy fort, der Versuchung, wie RAPTURE z.B. mit immer mehr Clean Vocals einherzukommen erliegen sie nicht. Immer gibt es diese märchenhaften Refrains, technisch sauber und transparent umgesetzt, für die Dark-Death-Romantiker unter uns, davon solls ja welche geben.
„Red Dawn Rising“ fährt doch klare Stimmlagen auf, ein wenig kitschig, wie sie es lieben, aber dann kommen die heiseren Gesänge und führen zurück in den Dark-Metal-Bereich, ein nettes Solo erfolgt. Sie sind, wie sich das für Finnen gehört, gut an den Instrumenten, auch der Tastenmann. Die Kinder vom Bodensee sind nicht allzu weit, manchmal. „Upon The Moors“ beginnt schwermetallisch-orchestral, diese eigenwillige Mischung von Dark- und Power Metal, hier können wir auch eine Nachbarschaft zu ihren Brüdern von KALMAH feststellen, nur dass diese dunkler, Death-lastiger agieren. Ein Break lässt uns allein im nebelverhangenen Moor zurück, wispernde Stimmen, sehr gut umgesetzt von ETERNAL TEARS OF SORROW, auch das Solo danach. Ähnlich NORTHER, KALMAH oder ENSIFERUM wird hier immer hart an der Kitschgrenze operiert (diese auch bisweilen überschritten), allerdings finden die genannten Bands nach Aureißern in das mitreißende verführerisch blinkende Flussbett des goldenen Stroms immer wieder in das labyrinthische schwarze Paradies der Seitenarme zurück.
„Sakura No Rei“ ist ein kurzer, dabei dennoch sehr atmosphärischer Song, auch hier scheint man sich im Nebel zu verlieren, sanfte Frauenstimmen lullen ein, warum sollte man sich auch nicht einfach niederlassen an diesem unwirtlichen Orte, komme, was da wolle? „Sinister Rain“ fährt fort, zu betören, in der Tat, das Moor ist groß, lockende Stimmen weisen uns den Weg in die noch tiefere Schwärze, ein Irrlicht lässt trügerisch Hoffnung aufkommen… Auch hier ergänzen Frauenstimmen (nicht unbedingt Tarja-mäßig, eher lieblich-klassisch, THEATER OF TRAGEDY fallen mir da ein) die verspielten barocken Gitarren-und Key-Ornamente. „Lost Tune Of Thunder“ ist dann wieder ein mit der nötigen Heaviness ausgestatteter Death-Black-Gothic-Song, oder wie soll man das nun nennen? Die Stimme ist eher BM, die Gitarren manchmal Death, die Stimmung Gothic oder Dark. Wie dem auch sei, „Tar Still Flows“ beginnt mit ähnlichen Keys, wie sie bei WINDIR in ihrem überlangen „Journey To The End“ Verwendung fanden, dann gibts ein verspieltes Auf und Ab, Break und virtuose Soli eingeschlossen. „Angelheart, Ravenheart (Act 1)“ bildet das Finale, irgendwie sind wir nun heraus aus dem Moor, spieluhrenhafte Klavierklänge, Fanfaren, und ab geht es in die leuchtende Verheißung, narrative Vocals, ein einprägsamer Refrain, abwechslungsreiche Songstrukturen voller Dramatik gibts nun bis zum Finale. Das alles ist wirklich nett gemacht; mir allerdings ist das ganze insgesamt dann doch etwas zu poliert. Dennoch, für Anhänger von obengenannten Bands empfehlenswert, aber auch Gothic-Girlies durchaus ans romantisch schlagende schwarze Herz zu legen.
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