Die aus Madrid stammende Melodic-Death-Metal-Band ETERNAL STORM löste mit dem Debüt „Come The Tide“ bei Kollege Christian Begeisterungsstürme aus. Und auch Kenner des Genres dürften an diesem kleinen Juwel großen Gefallen gefunden haben. Ganze fünf Jahre hat es gedauert, bis uns ETERNAL STORM mit „A Giant Bound To Fall“ endlich einen Nachfolger beschert.
ETERNAL STORM gehen hoch hinaus
Schon die immense Spielzeit lässt einen gewissen Größenwahn des Quartetts erahnen. Mit fast 70 (!) Minuten ragt das Album angesichts immer kurzlebigerer Veröffentlichungen wie ein Megalith hervor. Ein Death-Metal-Album mit einem 13-minütigen Opener ist eine Ansage, die man sonst nur von Bands wie OPETH erwarten würde. Mit „An Abyss Of Unreason“ zeigen ETERNAL STORM, dass sie sich innerhalb der letzten fünf Jahre weiterentwickelt haben und keine Kopie ihres ersten Albums vorlegen.
Neben den offensichtlichen Einflüssen, die schon in der Review zu „Come The Tides“ stehen, lassen die Spanier jetzt Elemente aus dem Melodic Black Metal einfließen. Daneben weiten ETERNAL STORM die progressiven Teile weiter aus. „An Abyss Of Unreason“ ist dadurch nicht nur in seiner Länge episch, sondern auch extrem vielseitig und -schichtig. Ein wahrer Genre-Cocktail, der Fans von INSOMNIUM und BE’LAKOR ebenso ansprechen wird wie Anhänger von DEVIN TOWNSEND PROJECT. Der Song für sich erzielt die volle Punktzahl.
Spanische Vielseitigkeit
Doch wir sind noch am Anfang von „A Giant Bound To Fall“ – und ETERNAL STORM legen keine kreative Pause ein. Mit „A Dim Illusion“ beweisen die Spanier, dass sie auch melodischen Death-Doom mit Leichtigkeit beherrschen, und zeigen Genreveteranen wie SWALLOW THE SUN, wo der Hammer hängt. Man muss an dieser Stelle auch die technische Raffinesse hervorheben, mit der Maganto, Flys und Torres ans Werk gehen. Alle Musiker beherrschen ihre Instrumente mit einer Expertise, die einen Staunen lässt. „There Was A Wall“ betört einen zum Beispiel mit angenehm verspielten instrumentalen Klangwelten, bevor es sich zu einem kolossalen Death-Doom-Giganten entwickelt.
Im Auge des Sturms
Zeigte sich Sänger Jaime Torres bisher von seiner kantigen Seite, beweist er im 10-minütigen „Last Refuge“ eindrucksvoll, dass ihm auch der Klargesang spielend leicht über die Lippen geht. Wie auf „An Abyss Of Unreason“ schaffen es ETERNAL STORM, nie langweilig zu klingen und den Spannungsbogen hochzuhalten. Nach so vielen Eindrücken in der ersten Hälfte liefert das instrumentale „Eclipse“ eine wohlverdiente Verschnaufpause. Instrumentals müssen nicht langweilig sein – das haben ETERNAL STORM begriffen und verzaubern mit angenehm sanften Gitarren.
Ein wankender Gigant
Leider können ETERNAL STORM das Niveau der ersten Hälfte nicht vollständig halten. Auch wenn die Songs weiterhin auf einem technisch sehr hohen Level sind, überzeugen sie nicht wie die Vorgänger. „Lone Tree Domain“ und „The Sleeper“ fühlen sich fast beliebig und eher wie Bonustracks an.
Mit „The Void“ liefern sie aber wieder hochgradigen Death Metal, der sowohl atmosphärisch dicht als auch überzeugend druckvoll rüberkommt. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Der Titeltrack „A Giant Bound To Fall“ ist ein episches Meisterwerk, das vor allem durch den hervorragenden Klargesang besticht.
ETERNAL STORM überzeugen auf ganzer Linie
Das Album in kurze abschließende Worte zu fassen, ist unmöglich. ETERNAL STORM haben schon auf „Come The Tide“ gezeigt, dass sie zu den spannendsten Newcomern im Melodic Death Metal gehören. Mit so einem Erstlingswerk ist es nicht leicht, sich selbst zu übertreffen. Doch den Spaniern ist das fast Unmögliche gelungen – mehr noch haben sie 10 Schritte nach vorne gemacht und mit „A Giant Bound To Fall“ ein Album geschaffen, das die Beschreibung „episch“ in allen Belangen verdient.
Es ist lang (sehr lang), facettenreich, mal melodisch, mal keifend – und nie wirklich langweilig. Manchmal ist man geradezu erschlagen von der Vielschichtigkeit des Albums. Musste man bisher Referenzen heranziehen, um ETERNAL STORM zu beschreiben, müssen sich jetzt andere Bands an ihnen messen. „A Giant Bound To Fall“ ist ein sehr frühes Highlight eines noch jungen Jahres und ein erster Anwärter für die Alben-des-Jahres-Listen.
70 min., die sich in keinem Moment als solche anfühlen. Eternal Storm nehmen bekannte Zutaten und vermischen sie zu einem eigenen Süppchen und ziehen damit ganz locker auch an Be’lakors letzter Platte vorbei. Sehr fein! Wertung könnte noch nach oben gehen.
Be’lakors Debüt habe ich seinerzeit sehr gern gehört. Danach firmierten die allerdings unter „ferner liefen“ bei mir.
Das hier gefällt mir noch ein Stückchen besser, als der unmittelbare Vorgänger. In Sachen Drumming wäre womöglich weniger mehr gewesen, aber man kann nicht alles haben.
„Stone’s Reach“ und „Of Breath and Bone“ würde ich jederzeit sogar als Essential bezeichnen, „Vessels“ und ganz besonders „Coherence“ sind definitiv vernachlässigbar. Spielt aber auch keine Rolle, wenn Bands wie obige die Fußstapfen ausfüllen und mehr noch ihre eigenen Wege austreten.