Mit dem üblichen Mittelaltermumpitz, der die heutige Musikszene bevölkert und vielmehr marktschreierische, denn musikalische Qualität hat, haben Estampie nichts zu tun. Wie auch schon bei ONDAS spiegelt sich in FIN AMOR ein tiefes Verständnis für Emotionen, Klang und die Vereinigung der beiden in Musik wieder, Jahrhunderte erfüllten Künstlertums werden gebündelt in ein Werk gebannt, welches lebt und atmet. Dabei werden die nachdenklichen Seiten ebenso ernst genommen wie unbändige Lebensfreude, ein rauschender Taumel aus verspielten Strukturen und eigenen Dimensionen. Nicht ganz erreicht FIN AMOR die Kraft des Vorgängers ONDAS, im Angesicht einer solchen Biographie jedoch dürfte jedem die unmögliche Herausforderung, der sich Estampie stellen mussten, bewusst sein. Dennoch, FIN AMOR hat genug Charme und Intensität, um die Einzigartigkeit von Estampie zu unterstreichen. Ein reines, sehr ätherisches Album, welches zuweilen ungreifbar scheint.
Syrah (Cantal)& Co. wandeln auf mittelalterlichen Pfaden. Wer jetzt an In Extremo, Covus Corax usw. denkt, liegt völlig falsch. Letztgenannte spielen Jahrmarktsmusik, gewissermaßen Volksmusik für Bauern, textlich und musikalisch simpel, direkt und auch obzön. Estampie hingegen entlehnen ihre Musik unter anderem der Carmina Burana, hier singt der der Edle Ritter unter dem Fenster seiner Auserwählten, hier lebt die Musik, wie sie in Klöstern gesungen wurde, die Musik höfischer Spielleute. Hier dominieren eher Lauten und Harfen als Tröten und Schlagwerk. Schlecht machen sie ihre Sache nicht, allerdings befindet isch kein wirklich herausragendes Stück auf diesem Album. Wer neben deftiger deutscher Küche auch mal was Feingeistiges, Gehobenes genießen möchte, dem sei dieses Album ans Herz gelegt.