Ganze sechs Jahre haben sich die Berliner ESSENZ Zeit gelassen, um den Nachfolger zu ihrem zweiten Album „Mundus Numen“ aufzunehmen und zu veröffentlichen. Seit Mitte August steht nun das dritte Album „Manes Impetus“ in den Regalen gut sortierter Plattenläden. Darauf frönen ESSENZ wie je ihrer speziellen Mischung aus Black, Death und Doom Metal, die anno 2018 mal wütend und chaotisch, mal hypnotisch, beinahe rituell daherkommt – jedoch ohne die im orthodoxen Black-Metal-Sektor üblichen Beschwörungsformeln, und auch ohne die einzelnen Bestandteile des typischen ESSENZ-Klangs zu sehr voneinander zu trennen. Trotz der unterschiedlichen Stilmerkmale klingt „Manes Impetus“ über die ganze Spielzeit wie aus einem Guss.
Die ESSENZ des Ganzen: Atmosphäre, Hypnose, Wut und geregeltes Chaos
Dass bei ESSENZ Könner am Werke sind, sollte klar sein, schließlich sind hier unter anderem Musiker von DROWNED am Werke, ebenso betätigt sich Sänger und Bassist G.ST als Live-Basser bei THE RUINS OF BEVERAST. Da ist es nicht verwunderlich, dass „Manes Impetus“ seine ganz eigene, hypnotische Atmosphäre verbreitet, die von Anfang bis Ende zupackt und nicht mehr loslässt – zumindest beinahe. Wichtig ist: Dieses Album klingt nicht so, wie ein Album von THE RUINS OF BEVERAST – ganz und gar nicht! Aber es funktioniert auf eine ähnliche Weise, nämlich über Atmosphäre, klug aufgebaute Spannungsbögen und ein geschicktes Spiel mit den Erwartungen des Hörers.
„Manes Impetus“ hat nur kleine Minuspünktchen
Kleine Minuspünktchen gibt es dabei. Zum Beispiel hätte es dem Album besser getan, wenn das reine Ambient-/Drone-Stück „Sermon To The Ghosts“ etwas kürzer ausgefallen wäre. So steht es mit seinen fast zehn Minuten mitten zwischen zwei Metalsongs, ist weder In- noch Outro und verstärkt dabei zwar die Atmosphäre, suhlt sich aber einfach zu lange im sumpfigen Ambient, als dass der Hörer seine Konzentration dabei aufrecht halten könnte. So kommt das abschließende „Ecstatic Sleep“ im Anschluss recht unverwandt und reißt – trotz anfänglicher Steigerung von Ambient/Drone zurück zu Metal – die Gedanken ruppig zurück ins Metalgeschehen, wo Klanglandschaften sie vorher noch zu assoziativen Spielchen einluden.
Mit klitzekleinen Einschränkungen empfehlenswert
Ansonsten gibt es wenig zu Meckern, „Manes Impetus“ besticht eben mit Ausnahme des überlangen Ambientstückes „Sermon To The Ghosts“ mit sechs wuchtigen, aggressiven und jederzeit eingängigen, dabei aber immer atmosphärischen Songs. Highlights sind dabei das wahnsinnig abwechslungsreiche und spannende Herzstück „Randlos Gebein“ sowie das flotte „Unfolding Death“, wobei eigentlich auch jeder andere Song des Albums seine fesselnden Höhepunkte hat. Damit ist das dritte Album von ESSENZ eine rundum spannende und empfehlenswerte Platte aus dem Spannungsfeld von Black, Death und Doom Metal. Lediglich die Überlänge des Ambientstücks lässt den Renzensenten verwundert zurück – irgendwie ist das Ding spannend, aber seine Funktion erfüllt es an dieser Stelle des Albums und mit dieser Lauflänge nicht.
Ganz starkes Teil, welches sich zur Zeit mit dem Debut von Mare die Anlage teilt.
Richtig gutes Teil, das Teil hier. Dreckig, böse, schnell, klaustrophobisch, stumpfsinnig mit Ausbrüchen nach oben. I mog des. Vielleicht könnte man als kleinen Schwachpunkt die Spieldauer und die sich dadurch einstellende Langweiligkeit nennen, wenn man möchte. Möchte ich aber gar nicht. Ich mach sie aus und höre sie eben später weiter. Kann man so amchen.