Esqarial - Inheritance

Review

Kennt Ihr das? Da hat man sich als metalmanischer Suchtfrosch nur wenige Tage dank Hörsturz, Folgeerscheinungen von Alkoholmissbrauch oder auch nur gegnerischer Einklagung des ehelichen Beschäftigungsanspruchs in musischer Abstinenz geübt, und dürstend legt man, einmal kuriert, unbedacht irgendeine dahergelaufene Scheiblette in die Rotation – und plötzlich scheint der Laser jede Note einzeln zum Kochen zu bringen! Während man verzweifelt versucht, seine hampelnden Körperteile unter Kontrolle zu bringen und – um der allgemein so hochdotierten „Objektivität“ willen – den Endorphin-Ausstoß zu drosseln, blinkt die „Tipp der Redaktion“-Lampe des Redakteurs ununterbrochen auf Alaaaarm! – Dabei mutete ein und dieselbe Scheibe noch vor einigen Tagen so durchschnittlich an… An solchen Tagen wird mir schlagartig bewusst, wie sehr Kleinode wie die vorliegende und beschriebene Symptome hervorrufende Scheibe namens „Inheritance“ in der Flut von vorbeiziehenden Veröffentlichungen untergehen können. Die bereits dritte Scheibe der Polen (plus zweier Demos) überrollt gleich in der Overtüre „Inheritance“ und in dem Folge-Brecher „Everlasting Wanderers“ mit einem mannshohen Death/Thrash-Feldzug, aus dem man sämtliche Schwerter perfekt und tödlich klingen hört. Neben den üblichen schwedischen Melodietodbringern werden im weiteren die musikalischen Charaktere allerdings Vorbildern entliehen, die meine bis dahin feinsäuberlich angelegte Schublade schnell bersten lassen: Zu bereits ausgespähten Bekannten wie IN FLAMES oder AT THE GATES gesellen sich in „Broken Link“ SlowMo-Death und Highspeed-Gallopp aus Dunstkreisen z.B. von MORBID ANGEL, in „A Pure Formality“ kommt im choralen Refrain überraschend die Viking-Fraktion in Wallung, „Catch The Falling Knife“ erinnert an bereits antiquarische Thrash-Epochen aus der SEPULTURA-Blüte. An „The Source Of Constraint“ schließlich lässt sich dann am anschaulichsten beschreiben, was als beeindruckendes Attribut dem gesamten Album seine Handschrift verleiht: Jene phantastisch wie mutig in die Musik arrangierten Gitarrensoli jenseits jeden selbstverliebten Geltungsgehabes, welche Empire Records denn auch glatt zu Vergleichen mit JOE SATRIANI hinreißen lassen – das jedoch sei, mit Verlaub, einmal dahingestellt. Derselbe Track ist es übrigens, der gar Vergleiche den Power-Heroen von ICED EARTH zulässt, man höre und staune – einmal mehr. Schließlich aber sind es auf diesem Output wieder einmal jene sich über weite Täler erstreckenden stillen Wasser, die dem Gesamtresultat die kompositorische Tiefe verleihen. Der Existenzwert der übrigen ebenso meisterhaft und lückenlos inszenierten Baller-Kapitel steigt somit noch einmal um ein Vielfaches. – Und so folgt mein Rat an Euch: Auch wenn die ehelichen Pflichten Zeit- und Finanzaufwand für dieses Juwel angeblich nicht zulassen sollten – lasst es drauf ankommen, seid skrupellos – Diese Scheibe ist es wert!

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04.05.2003

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1 Kommentar zu Esqarial - Inheritance

  1. alarmist sagt:

    Richtig geiles Album! Toppt den Vorgänger um Welten und ich würde fast sagen, dass Esqarial nicht besser werden können!

    10/10