Escuela Grind - Memory Theater

Review

ESCUELA GRIND – als spanisches Wort für Schule, in welcher sich das Kernduo der Band kennenlernte – setzen schon etwas längere Zeit ihre Duftmarken im amerikanischen Underground. Mit dem Debütwerk „Indoctrination“ aus dem Jahr 2020 im Gepäck, ging es in diesem Sommer über den großen Teich. Ziel war das Obscene Extreme Festival im tschechischen Trutnov, wo Jahr für Jahr zwischen zahllosen Hobbyzerstörern und Krachkommandos auch ein paar echte Perlen schwimmen. Gestützt wurde das Ganze durch den zweiten Output der US-Amerikaner, welcher den Titel „Memory Theater“ trägt und kürzlich erschienen ist.

„Memory Theater“ hat Frauenpower

Standen in diesem Sommer diverse Festivals in der Kritik bezüglich dem Frauenanteil der partizipierenden Künstler, könnten ESCUELA GRIND durchaus für Entlastung sorgen. So bringen Frontfrau Katerina Economou und Kris Morash ordentlich Frauenpower mit. Die Referenzen im Grindsektor bringt Schlagzeuger Jesse Fuentes mit, der unter anderem bei den mittlerweile aufgelösten KILL THE CLIENT an den Kesseln gesessen hat. Stilistisch orientiert sich das Quartett auch deutlich am klassischen Soundbild, denn an den vielerlei bekannten modernen Ausprägungen.

„Memory Theater“ setzt die Säge mit dem Opener „Endowed With Windows“ bereits reichlich tief an. Gitarren und Bass schreddern kurz über Erdniveau, während Economou mit ihrem kratzigen, aber äußerst standesgemäßen Organ ziemlich angepisst über die Bühne kommt. Dabei handeln die Texte weder von rebellionspolitischen Themen noch von der detaillierten Zerlegung einer menschlichen Leiche. Viel mehr verarbeitet Frontfrau und Songwriterin Economou verschiedene Einflüsse aus Geschichte, Philosophie und Persönlichem zu einem Gesamtkonzept.

Apokalypse meets Dancefloor

ESCUELA GRIND versuchen auf ihrem zweiten Album immer wieder Wechselwirkungen zwischen apokalyptischen Ausbrüchen und Temporeduktion mit fast schon tanzbaren Elementen wie etwa in „Forced Collective Introspection“ zu verkleben und sind in diesem Vorhaben auch weitgehend erfolgreich. Fast jeder Song verhindert die Tendenz, alles in gleichförmigen Einheitsbrei zu zerkloppen, indem fette Bang-Passagen inkludiert werden oder preschendes Gebretzel wenigstens gebührend vorbereitet wird.

Im Prinzip machen die Nordamerikaner mit „Memory Theater“ wenig verkehrt und liefern ein durchaus erfrischendes Album, das insbesondere im Live-Gewand eine verheerende Bombe werden kann. Allerdings müssen die Songs im Ganzen noch ein wenig reifen und noch etwas mehr Kernigkeit, was die Arrangements betrifft, entwickeln. Hier darf man an der Seitenlinie definitiv ein wachsames Auge haben.

09.10.2022
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