Wie doch die Zeit vergeht: ESBEN AND THE WITCH kommen nun auch schon mit ihrem vierten Album „Older Terrors“ um die Ecke. Und wie talentiert die involvierten Musiker doch sind: Einmal mehr ist an einem Album der Band kein Gramm Fett zu viel, einmal mehr präsentieren Esben und seine Hexe ein wahnsinnig intensives und emotionales Stück Musik, irgendwo zwischen Psychedelic, Folk, Rock und Okkultismus. „Older Terrors“ – ein Stück Musik, das unter die Haut geht!
An der grundlegenden Rezeptur haben ESBEN AND THE WITCH dabei für ihr viertes Studioalbum, wie oben beschrieben, nicht geschraubt, aber sie sind im Gegensatz zu „A New Nature“ von 2014 noch ein ganzes Stück eindringlicher geworden, haben sich als Songwriter verbessert. Die vier Tracks von „Older Terrors“ sind zu jeder Sekunde durchdacht, spielen zu jeder Sekunde auf einen bestimmten Effekt hin – wie gesagt, kein Gramm Fett zu viel.
„Older Terrors“: Kein Gramm Fett zu viel
Los geht es mit „Sylvan“, mit guten 13 Minuten Spielzeit der längste der vier Tracks. Eine einsame Trommel markiert den Beginn der „Older Terrors“, nach und nach gesellt sich eine repetetive Akustikgitarre dazu, nach einer Minute packt Sängerin Rachel Davies erstmals ihre eindringliche, irgendwo verletzliche, dabei aber stets suchende, getriebene Stimme aus. Nach rund vier Minuten lassen ESBEN AND THE WITCH ihre Hörer erstmals verzerrte Gitarren in Form einer hypnotischen, zur Klimax getriebenen Figur hören. Nach einer Minute ist der Rock-Spuk wieder vorbei, es bleibt Rachels Stimme und ihr Bass, der lediglich einzelne Töne spielt. Es dauert an die zehn Minuten, bis sich „Sylvan“ zu einem tatsächlichen Rocksong aufbaut, dem gespannten Hörer eine kontrastreiche Erlösung anbietet. Ein gelungener Einstand.
In der Art geht es weiter, immer wieder spielen ESBEN AND THE WITCH mit den Erwartungen, den Gefühlen ihrer Hörer, lassen einer ersten Steigerung zunächst „nur“ weitere Ruhe folgen, bis sich die Songs nach einer Weile in einer wahnwitzigen Klimax entladen. Die einzige Ausnahme stellt das abschließende „The Reverist“ da, das nur einen ganz kurzen Höhepunkt hat, diesen dafür aber mit Rachels bisher wohl besten, intensivsten Gesangsleistung aufbaut. Abschließend endet „Older Terrors“ auf einer Drone-Note mit lange ausklingenden Bässen und dezenten, elektronischen Elementen. Und ja, das funktioniert – wer sich beim Ende von „The Reverist“ keine Tränen verdrücken muss oder wenigstens gerührt ist, der ist gefühlskalt … oder mit ESBEN AND THE WITCH einfach bei der falschen Band, bei der falschen Art von Musik.
ESBEN AND THE WITCH lassen zu Superlativen greifen
Es ist nur schwer zu fassen (und noch schwerer zu beschreiben), was für ein unfassbares Händchen für funktionierende Ideen, für emotionale Momente und für gelungene Spannungskurven das Trio hinter ESBEN AND THE WITCH hat. „Older Terrors“ ist emotional ein so wahnsinnig intensives Album, dazu gespickt mit einer dichten Atmosphäre mit Gänsehautgarantie, dass es dem Verfasser dieser Zeilen schwerfällt, nicht bloß in Superlativen zu schreiben. Auf jeden Fall ein richtig hervorragendes Album – allerdings eines, das Aufmerksamkeit und Geduld fordert, und eines, das nicht für Leute gemacht ist, die lediglich fette Riffs hören wollen. Ein Ohr für ruhige Musik mit Spannungskurve muss man bei ESBEN AND THE WITCH definitiv mitbringen.
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