Ershetu - Xibalba

Review

Es gibt ja immer einzelne Akteure innerhalb der verschiedenen Genres, bei denen so einige hellhörig werden, wenn sie an einem neuen Projekt beteiligt sind. Im Falle von ERSHETU sind es Vindsval, dem Mastermind hinter BLUT AUS NORD und Lars Nedland, der Stimme von BORKNAGAR und SOLEFALD. Das eigentliche Konzept hinter der Band und das Songwriting stammt allerdings von den bisher noch unbekannten Musikern Sacr und Void.

Xibalba – Eine Reise ins Totenreich der Maya

Während bereits konzeptionell tief in die Unterwelt der Mayas getaucht wird, ist die von ERSHETU geschaffene Soundlandschaft ein wilder Ritt irgendwo zwischen progressivem Black Metal, tribalistischen Gesängen und Percussion und klassischen südamerikanischen Klängen, wie zB. der Panflöte. Das 4-minütige Intro „Enter The Palace Of Masks“ gibt da bereits einen ziemlich bombastischen Vorgeschmack auf den Rest des Albums, auch wenn hier noch die Gitarren ausbleiben.
Diese setzen dann bei dem folgenden „From Corn To Dust“ ein und es entsteht ein dichter, undurchdringlicher Soundteppich, der stellenweise an eine lateinamerikanische Variante von ARCTURUS oder auch den bereits erwähnten BLUT AUS NORD erinnert. Der Fokus liegt hierbei nie auf dem Riffing oder den Drums, sondern immer auf der sehr dichten Gesamtatmosphäre, welche stellenweise kurz davor ist in Ethno-Kitsch abzudriften, aber immer noch rechtzeitig die Kurve kriegt.
Das teils etwas chaotisch wirkende „The Place Of Fright“ und das sehr episch daherkommende „Cult Of The Snake God“ bilden eine gute Basis, um dann in das recht theatralisch wirkende und vor Synthesizer Elementen überquellende „Hollow Earth“ hineinzugleiten. Den Abschluss bildet das, sich im Verlauf dramatisch zuspitzende, „Tunkuluchu“.

ERSHETU – Teils überfordernd aber mit viel Potential

Bei den ersten Durchläufen wirkt das Album an einigen Stellen atmosphärisch zu überladen, was schnell chaotisch wirken kann. Allerdings wirkt hier der wunderbare Gesang von Lars Nedland wie ein roter Faden, der den Hörer ein wenig an die Hand nimmt und den Weg durch das Chaos weist. Abschließend muss man allerdings sagen, dass ERSHETU nichts für Black-Metal-Puristen ist und eher Freunde progressiverer Klänge begeistern kann, zumindest, wenn sie den sehr dominanten, südamerikanischen Elementen etwas abgewinnen können.

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08.12.2023

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10 Kommentare zu Ershetu - Xibalba

  1. nili68 sagt:

    Wow, das ist ja echt ziemlich geil, was bei den Mitwirkenden zwar nicht selbstverständlich, aber auch nicht überraschend
    ist. Ein spätes Jahreshighlight, was die persönliche AOTY-Liste nochmal durcheinander wirbeln könnte. Festlegen will ich mich spontan zwar noch nicht, dazu sind noch einige Durchläufe erforderlich, die es aber mit Sicherheit geben wird.

  2. doktor von pain sagt:

    Ich find’s auch echt gut, habe das Album direkt mal bestellt.

  3. TrVeManSchoh sagt:

    Immer diese kulturelle Aneignung. Schlimm.
    Im Ernst: Sehr interessant! Danke für die Rezension, Thomas. Ich hatte das Projekt nicht auf dem Radar, aber es vereint alles, was mich anspricht. Wird gekauft!

    8/10
  4. Watu sagt:

    Mir persönlich zu chaotisch und dieser hochtönige „Flötenklang“ ist geradezu nervtötend. Auch irgendwie komisch produziert, Gittaren und Schlagzeug agieren eher im Hintergrund, dafür aber Vocals und allerlei Samples an vorderster Front. Erdig, aber mit sehr viel Hall versehen (kommt mir so vor). Klingt aber jetzt kritischer, als es am Ende vielleicht ist. Denn interessant ist das allemal und irgendwie auch charmant.

  5. destrukt. sagt:

    Unabhängig davon, wie authentisch man es jetzt findet, dass Europäer über Maya-Inhalte singen (die Frage ließe sich bei zb Nile ebenfalls stellen), ist mein Problem, dass ich das ganze irgendwie nicht wirklich in Mittel- oder Südamerika verortet bekommen. Der BM-Unterbau mag für die Inhalte dabei durchaus besser geeignet sein als bei Bands wie Tzompantli oder Xibalba, ödet mich aber dann trotzdem recht schnell an (weil halt BM). Hab aber insgesamt noch nicht genug Höreindrücke gesammelt und es triggert mich insgesamt doch genug, um mich weiter damit zu beschäftigen. Ausgetretenes Terrain kann man der Band zumindest nicht attestieren.

  6. nili68 sagt:

    Jeder kann über alles singen. Wie authentisch ist es, wenn ein moderner Skandinavier über Wikinger singt, oder jemand im behüteten Heim über Krieg? Das ist doch eh alles Mumpitz und eine Form der Unterhaltung, wie Marvel-Filme, nur anders..

  7. destrukt. sagt:

    Hast du sicherlich nen Punkt, wobei ich die Gewichtung im Sinne des Ethnozentrimus nicht zwangsläufig mit deinen Vergleichen in Einklang bringe, aber andererseits auch gestehen muss, dass ich persönlich auch ohnehin auch drauf scheiße. Davon unbenommen bleiben die weiteren Kritikpunkte bestehen.

  8. ClutchNixon sagt:

    Ein sehr galantes Fck You 🤣

  9. Bluttaufe sagt:

    Das Konzept liest sich spannend. Ich mag auch diverse Ethno-Einflüsse und daher war ich gespannt wie das ganze klingt. Ich wurde maßlos enttäuscht. Bissel schrammeliger Folk/“Black“ Metal, welcher mich absolut nicht abholt.
    Gesanglich erinnert es mich an Quorthon, welcher allerdings kauzig klang und seinen Charme hatte…das hier klingt wie nach einer Sauforgie auf dem Heimweg.
    Vielleicht klappt es ja mit dem nächsten Album mich zu überzeugen.
    Warum das so gehypt wird, entschließt sich meiner Kenntnis.

  10. doktor von pain sagt:

    Wo wird das denn „gehypt“? Ich habe bisher nur auf dieser Seite von der Band gelesen.