Manche Leute können Gitarre spielen, andere singen und andere wiederum gute Songs schreiben. Ein paar Ausnahmemenschen vereinen in sich sogar alle drei Fähigkeiten und beglücken die Welt mit wunderschönen Kompositionen. Errorhead, alias Marcus Nepomuk Deml, spielt außergewöhnlich gut Gitarre. Punkt. Das zeigt nicht zuletzt die lange Liste an Pop- und Rock Künstlern für die er gearbeitet hat. Das Arsenal an Klängen, Quieken und Quäken, das er aus seiner Gitarre zaubert, wird wohl so manchen Gitarrenfreund zweifelnd auf seine Finger starren lassen. Bei den Songs fünf bis sieben ist mir hingegen das Blut in den Adern erstarrt, denn solch ein „Triumvirat des Schreckens“ muss man sich erstmal trauen auf CD zu pressen. Sobald der furchtbare „metallische Gesang“ bei Rocket-Boy einsetzt und der Versuch irgendwie hart zu klingen völlig daneben geht, packt mich nur noch das Grauen. Das unerträglich trivial, joviale, super dufte „Message of Love“ mit Kriss Kross Gedenkrefrain – „Jump, Jump“ – ist weder hipp noch besonders groovy. Das Ganze klingt wie eine amputierte Version von T.M Stevens ohne Brutzelbass und funky Stimme. Da kann man noch so hübsch Gitarre drüber klimpern, ein schlechter Song wird dadurch nicht besser. Mit der Tanzaufforderung an alle kleinen „Cowgirl“ ist dann auch der letzte Kredit verspielt. Die durch Effekte auf cool getrimmte Stimme ist so peinlich, dass sie sogar den unterirdischen Text spielend überdeckt. Diese drei wirklich großen Arschbomben werfen so viel Schatten, dass sie fast die positiven Seiten des Albums verdecken. Die ersten vier Songs, allesamt ohne Gesang, sind kompositorisch durchaus ok. Das indisch angehauchte „Bhakti“ und das selbsterklärende „Scratching The Surface“ erinnern ein wenig an Joe Satriani, erreichen aber nicht ganz jene künstlerische Qualität. Das preschende „Dead or Alive“ kann sehr durch seine singende Leadgitarre und den subversiv groovenden Bass überzeugen. Als wirklich überragend sticht jedoch nur das letzte Stück „99“ hervor. Keine Soundeskapaden, kein Trallala, sondern ruhiges und einfühlsam melancholische Gitarrenspiel vermögen mehr zu leisten, als all die tollen Effekte der übrigen Songs zusammen. Im Endeffekt zählt halt nicht die Menge der tollen Tricks auf dem Griffbrett, sondern die Qualität der Songs und die hat bis auf Ausnahmen doch sehr gelitten.
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