Erik Norlander - Hommage Symphonique

Review

ERIK NORLANDER ist ein musikalisch sehr aktiver Mann; manche kennen ihn von seiner Band ROCKET SCIENTISTS, andere werden von seinen Zusammenarbeiten mit seiner Frau LANA LANE wissen. Mit „Hommage Symphonique“ hat der Künstler nun sein drittes Album unter eigener Schirmherrschaft veröffentlicht und macht damit gleich viel mehr her, als er es in Kooperation mit seiner Frau vollbringt. Nur will ich hier natürlich keine Ehekrise vom Zaun brechen, also kommen wir gleich auf sein neuestes Werk zurück.
Nachdem der Keyboarder zuvor zwei eigene Alben mit erkennbar eigenständiger Note hervorbrachte, sah er es nun an der Zeit, seinen großen und prägenden Idolen zu huldigen – der Name ist also Programm, tatsächlich haben wir es hier mit einer Hommage zu tun.

Jeder, der sich auch nur gering mit dem progressiven Rock befasst hat, kennt solche Größen wie KING CRIMSON, JETHRO TULL oder YES. Genau jener und weiterer Künstler Songs interpretiert ERIK auf seiner Scheibe neu und das in durchweg gelungenem Gewand.
Dabei zeigt das Album sich in schillernden Facetten und deckt in wunderbarer kompositorischer und technischer Perfektion eine weite Bandbreite ab; da wird man in der PROCUL-HARUM-Ehrerbietung mit mexikanischem Trompetenspiel empfangen, wobei der ganze Song einen hohen Groove- und Wippfaktor hat, nur um dann im nächsten Stück in, in feinster Handarbeit produzierte, Klangteppiche einzutauchen, die den symphonischen Charakter des Albums aufzeigen und klar machen, dass ERIK NORLANDER mit seinen filigranen Soli, den gefühlvollen Melodiebögen und der teils anspruchsvollen Rhythmik zu den großen Künstlern hinter dem Keyboard gehört.
Doch nicht nur das Instrumental stimmt, auch die Vocals fügen sich in das Gesamtbild – Kelly Keeling leistet hinter dem Mikrofon vollste Arbeit und zeigt sich mal gefühlvoll, wenn es darum geht YES mit sanftem Piano begleitet zu interpretieren, mal atmosphärisch und spaßbringend, wenn man sich ELP widmet. Teilweise gefällt der Gesang auch besser als es in den Originalen der Fall ist – YES z.B. waren mir stets zu feminin.

Überzeugend ist auch, dass immer wieder eigene Ideen von ERIK einfließen: In einem der stärksten Stücke des Albums, „Pirates“ von ELP, hält er sich zwar größtenteils an das Original, webt aber neue Übergänge und bringt ferne Zitate mit ein. Gegen Ende schafft „Homage Symphonique“ es dann sogar, auch den jazzbegeisterten Teil meines Herzens höher schlagen zu lassen. Im vorletzten Song z.B. wird CHUCK MANGIONE interpretiert und, ja!, die schwungvoll jazzigen Trompetenparts passen einfach wunderbar. Genau so verhält es sich, wenn man etwas getragener und bluesig spielt. Übrigens musste ich gen Ende von „Children Of Sanchez Overture“ spontan an NAGELFAR zu Zeiten von „Srontgorrth“ denken, das allerdings ist hier besser nicht als Vergleich anzuführen.
Nachdem das Album mich nun in all seinen schillernden Farben gefesselt hat, darf ich am Ende, nebst meinem Schwärmen, tatsächlich noch mit dem Träumen anfangen. Die JETRHO-TULL-Interpretation „Starless“ stellt einen fantastischen Abschluss dar.

ERIK NORLANDER zeigt auf „Hommage Symphonique“, wie man sich vor großen Künstlern wirklich zu verbeugen hat. Die Songs sind allesamt in Perfektion dargeboten und präsentieren sich auch in dem neuen, glasklaren Klanggewand als Stücke voller Charme. Vielleicht mag der ein oder andere lieber auf die Originale zurückgreifen, doch letztlich haben die Songs durch ERIKS Keyboardbeherrschung und Eigeninterpretation auch ihre eigene Note – interessant dabei ist, dass das ganze dabei kein Sammelsurium, sondern tatsächlich ein in sich geschlossenes Album ist.
Das Album verneigt sich vor den alten Prog-Legenden, ich verneige mich vor ERIK NORLANDER selbst – mehr als acht Punkte mag ich dennoch nicht vergeben, da die CD letzten Endes „nur“ ein Coveralbum ist.

02.02.2007
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