Erik Cohen - Nostalgie Für Die Zukunft

Review

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Bereits im Juni vergangenen Jahres legte Jack Letten, Fronter der Kieler Hardcore-Legenden um SMOKE BLOW, mit „Kapitän“ eine erste EP unter dem Namen ERIK COHEN vor. Die darauf enthaltenen fünf Songs offenbarten eine ganz andere Seite des Mannes, der mit SMOKE BLOW lange Zeit vor allem für schweißtreibende Bühnenshows und feinstes Hardcore-Geschrei zuständig war: Auf „Kapitän“ regierten größtenteils melodischer Bluesrock und nostalgischer Klargesang, ab und an unterstützt von Background-Chören. Mit „Chrom“ gab es auch tatsächlich einen ersten kleinen Hit, der sich sicher und nachhaltig in den Gehörgängen des Rezensenten festzusetzen vermochte. Leider konnte die EP nicht auf ganzer Strecke vollends überzeugen, von fünf Songs war einer der lauwarme Aufguss von „Chrom“ und ein anderer ein RHEINGOLD-Cover. Das hinterließ zum Abschluss einen etwas schalen Beigeschmack.

Ein knappes halbes Jahr später erscheint nun folgerichtig das Full-Length-Album mit dem Titel „Nostalgie Für Die Zukunft“. Von den 12 Songs sind nur „Chrom“ und „Kapitän“ schon bekannt, der Rest ist neu. Kapitän Letten führt darauf seinen eingeschlagenen Stil konsequent fort und stellenweise auch weiter. Mit dem Endergebnis weiß er, soviel sei verraten, dann auch noch etwas mehr zu überzeugen als noch Anno 2013.

Eindeutige Leitmotive in „Nostalgie Für Die Zukunft“ sind das Meer, Bewegung, Freiheit und Sehnsucht. In „Chrom“ besingt Letten Geschwindigkeit und Fernweh und spielt dabei in einem Nebensatz auf Steve McQueen an. Gekrönt wird der Song von einem hymnischen Refrain, der sich live sicherlich als ein Gassenhauer erweisen wird. In „Kapitän“ erweist sich eben jener nur als Herr „auf einem sinkenden Schiff“. In Wahrheit ist er von Sehnsucht getrieben. „In Bewegung“ verrät schon im Titel, worum es geht, und mit ähnlichen Themen beschäftigen sich fast alle Songs auf „Nostalgie Für Die Zukunft“. Lettens bassige, alles andere als perfekte Gesangsstimme, eignet sich erstaunlich gut, die entsprechenden Emotionen zu transportieren. An den passenden Stellen werden zudem gezielt Chöre und mehrstimmige Harmonien eingesetzt um der Frontsau etwas unter die Arme zu greifen.

Wie bereits angesprochen, wird der Sound der EP auch auf „Nostalgie Für Die Zukunft“ weitergeführt. Es regieren Midtempo und simple Rock-Riffs, kombiniert mit der ein oder anderen einprägsamen Leadgitarrenstimme. Im Interview mit Metal.de nennt Letten unter anderem so unterschiedliche Gruppen wie die MISFITS, DEPECHE MODE und THE CULT als Einflüsse für ihn und sein Songwriting. Tatsächlich hört man eine große Zahl verschiedener Einflüsse heraus, die sich aber gut zu einem kohärenten Gesamtwerk zu verbinden wissen. Unter dem Banner ERIK COHEN entsteht so tatsächlich etwas komplett Neues im Bereich der deutschsprachigen Rockmusik. Allein dafür gebührt dem Mann schon Respekt.

Auch wenn nicht jedes Riff vollends überzeugen kann und nicht jede Textzeile die Balance zwischen glaubwürdiger Wehmut und Kitsch zu halten vermag, hinterlässt „Nostalgie Für Die Zukunft“ im Ganzen doch einen sehr positiven Eindruck. Letten schafft es, sich als ernstzunehmender Solokünstler zu etablieren und lässt eventuelle Rufe nach einem neuen SMOKE BLOW-Album vorerst verstummen.

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22.01.2014

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