Es ist ja nicht so, als ob es nicht momentan eh schon eine gewisse Tendenz gäbe, amerikanischen Countryrock klischeehaftester Prägung auch in Deutschland euphorisch zu vertreiben. Der große Kniff bei ERIC SARDINAS & BIG MOTOR ist jedoch schlichtweg, dass man zwar weiß, die ganze Zeit nur eine Mischung aus Texas-Country und RocknRoll zu hören, aber trotzdem nach dem Intro des Openers „All I Need“ moshend und luftgitarrespielend auf dem Boden liegt. Die Resonatorgitarre quietscht, die Produktion ist fett wie Hölle und an den richtigen Stellen kommt genug Melodie um im Ohr hängen zu bleiben: Die fünf Jahre Wartezeit auf das Album haben sich definitiv gelohnt.
Letztenendes ist es überraschend zu sehen wie eine gute Produktion und ein paar Eier am Cowboyhut Countrymusik ähnlich metaltauglich machen, wie es FIDDLER’S GREEN mit Irish Folk gemacht haben. Aber nicht nur dass wie im Opener fett gedrückt und mächtig gefrickelt wird, auch akkordtechnisch arbeitet ERIC SARDINAS relativ ausgereift und erschafft zwischen beiden Sphären eine ziemlich clevere Dynamik, die er im Song „Door To Diamonds“ gelungen auf den Höhepunkt bringt. Gleichzeitig orientiert er sich aber auch an sonnigem 70er und 80er Rock, wenn er wie im Song „Burning Love“ auch theoretisch auf dem neuen DEF LEPPARD Album hätte vertreten sein können. Weitere unverzichtbare Highlights sind das rockige „Just Like That“ und der „Wonderin‘ Blues“, bis dann am Schluss im sechseinhalbminütigen „As The Crow Flies“ noch mal richtig in die Trickkiste gegriffen wird und ein westerntauglicher Stoner Rock mit Gospel kombiniert wird.
Leider ist aber dann doch nicht alles so ideal gelaufen, wie es sich Sardinas vermutlich vorgestellt hat. So lässt die Qualität in der Mitte der Platte spürbar nach, nicht nur was das eigentliche Songmaterial, sondern auch die Abwechslung angeht. Gleichzeitig übertreibt es der Texaner auch etwas mit der Resonatorklampfe. Zwar ist es lobenswert ein Riff nochmal durch ordentliches Gequietsche aufwerten zu wollen, aber in dem hohen Maße in dem hier teilweise übers Griffbrett geflirrt wird, müsste das Album bei dem einen oder anderen Song definitiv mit ner Probepackung Aspirin ausgeliefert werden.
Dennoch hat mich Eric Sardinas richtig überrascht und eine starke Platte gezimmert, die Country wieder aus der Sphäre verweichlichter Popklischees hebt. Bügelt das nächste Album dann noch einige Kleinigkeiten aus, werde ich der Band definitiv nen Sonderplatz in meinem Regal widmen, bis dahin hör ich mir aber noch ein paar Mal den Opener an.
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